Exporterwartungen auf höchstem Wert seit Januar 2011
Die deutschen Exporteure blicken so optimistisch auf ihr künftiges Geschäft wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Die Exporterwartungen der Industrie stiegen im Juni auf den höchsten Wert seit Januar 2011, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. „Die Exportwirtschaft profitiert unter anderem von den weltweiten Nachholeffekten der Coronakrise“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Fast alle Branchen rechneten mit steigenden Exporten. Eine Ausnahme sind demnach die Bekleidungshersteller, die rückläufige Auslandsumsätze erwarten. „In der Automobilindustrie haben sich die Exporterwartungen nach dem Rückschlag im Vormonat wieder erholt“, erläuterte Fuest. Gleiches gelte für die Hersteller von Nahrungsmitteln.
Weiter sehr gut aufgestellt seien die Elektrobranche und der Maschinenbau. In der chemischen Industrie sowie der Möbelbranche dürften die Zuwächse an Auslandsaufträgen allerdings etwas kleiner ausfallen als zuletzt.
Trotz Inflationssorgen lässt die deutsche Wirtschaft nach dem Lockdown-Ende die Pandemie-Krise allmählich hinter sich. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Juni auf den höchsten Stand seit November 2018, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Managern erklärte.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine aktuelle GfK-Studie: Demnach schlägt die Coronakrise schlägt inzwischen weniger auf die Verbraucher-Stimmung. Die Konsumlaune in Deutschland ist laut des Nürnberger Konsumforschungsunternehmens so gut wie seit August 2020 nicht mehr. Vor allem die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in Deutschland seien nach einem sprunghaften Anstieg im vergangenen Monat noch einmal deutlich gestiegen, teilte die GfK mit. Der GfK-Konjunkturindikator sei auf 58,4 Punkte geklettert – auch das ist der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren.
Insgesamt bewegt sich das Konsumklima jedoch immer noch auf einem Niveau, das unterhalb des langjährigen Durchschnitts liegt. In das Konsumklima fließen unter anderem die sogenannte Anschaffungsneigung und Einkommenserwartung ein. Auffallend ist, dass nach den GfK-Erkenntnissen Menschen, die bereits gegen das Coronavirus geimpft sind, positiver in die Zukunft blicken als Nichtgeimpfte. Insgesamt sehen noch 42% die Pandemie als große wirtschaftliche Bedrohung an. Unter den vollständig Geimpften haben nur noch 28% wirtschaftliche Sorgen wegen der Krise, ergab das wöchentliche GfK-Corona-Barometer.
Damit werde eine spürbare Erholung des privaten Konsums in der zweiten Jahreshälfte 2021 wahrscheinlicher. Die Binnenkonjunktur würde damit wieder einen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten. Bislang wird das Wachstum vor allem durch die gute Exportentwicklung, speziell im Warenverkehr mit China und den USA, getragen.
„Wir lassen den Lockdown mehr und mehr hinter uns“, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Stark sinkende Ansteckungszahlen sowie beträchtliche Fortschritte beim Impfen erlaubten immer umfangreichere Lockerungen. Auch Urlaub sei wieder möglich. „Dies sorgt für steigenden Optimismus, der sich auch in der besseren Konsumstimmung ausdrückt“, sagte Bürkl. Es zeige sich, dass es zu Nachholeffekten bei Ausgaben kommen werde, auf die 2020 verzichtet wurde: Restaurantbesuche, Reisen und Veranstaltungen, aber auch Bekleidung oder Dienstleistungen wie die von Friseursalons und Kosmetikstudios.