Exporteure im Zwiespalt
Umfragen mehrerer Außenhandelskammern an großen Standorten außerhalb Europas zeigen, dass sich die deutschen Exporteure unerwartet zügig vom Corona-Absturz erholen. Gleichwohl berichten viele weiterhin von Hindernissen. Das Institut für Weltwirtschaft nährt Zuversicht für den Außenhandel.rec Frankfurt – Die deutsche Exportwirtschaft holt nach dem Absturz schneller als erwartet auf, die Folgen der Coronakrise sind aber längst nicht ausgestanden. Das zeigt eine Bestandsaufnahme von Außenhandelskammern in aller Welt. Zugleich hat die rund um den Globus grassierende zweite Viruswelle die Weltwirtschaft zwar gebremst, aber im Gegensatz zur Frühphase der Pandemie bei Weitem nicht so stark abgewürgt. Das belegt eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW).Insbesondere Firmen in China, dem inzwischen wichtigsten Handelspartner auch auf der Exportseite, stimmt die gegenwärtige Geschäftslage zuversichtlich. Zwei Fünftel rechnen einer gestern veröffentlichten Blitzumfrage zufolge damit, ihren Jahresumsatz dieses Jahr trotz des Einbruchs im Frühjahr zu steigern, nur jedes dritte befürchtet Umsatzeinbußen. Zu Beginn der Pandemie hatten noch 82 % mit Rückschlägen im laufenden Jahr gerechnet. Für 2021 erwarten 72 % Umsatzsteigerungen, vor allem aufgrund sinkender Kosten. Jede zehnte deutsche Firma mit Sitz in China rechnet damit, dass die Pandemie 2021 gar keine Auswirkungen auf das Geschäft mehr haben wird.Das ist umso erstaunlicher, als Unternehmen andererseits weiterhin von erheblichen Einschränkungen berichten. 78 % klagen in China über Reisebeschränkungen, noch etwas mehr als der Durchschnitt sämtlicher im Ausland tätiger Firmen (75 %). Unterbrechungen in der Lieferkette nehmen der Umfrage zufolge sogar wieder leicht zu. Ein bedeutendes Hemmnis ist für circa die Hälfte weiterhin die schleppende Nachfrage. 16 % kommen dagegen angesichts einer besonders hohen Nachfrage kaum hinterher (siehe Grafik). Insbesondere bei Maschinen- und Autobauern brummt das Geschäft, heißt es in Peking. Dienstleister haben es hingegen nach wie vor schwer.Ein großes Thema ist dem Vernehmen nach eine starke Investitionszurückhaltung. Rund die Hälfte aller im Ausland tätigen deutschen Firmen gibt an, Projekte aufgeschoben oder gestrichen zu haben. Das gilt für sämtliche große Handelspartner außerhalb der EU. Aus Washington etwa heißt es, Firmen würden allenfalls noch ins Kerngeschäft investieren, der Aufbau neuer Produktionsstätten sei hingegen vollständig zum Erliegen gekommen. Auch hätten Ingenieure nach wie vor Probleme, ins Land zu kommen, um Maschinen zu warten. Der Lichtblick: Unternehmen hätten bis zu mehrere Millionen Dollar Reisekosten gespart.Analysten des IfW unterfüttern Optimismus in der besonders exportorientierten Industrie: “Anders als im Frühjahr sind bislang keine gravierenden negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Produktion im verarbeitenden Gewerbe, den internationalen Warenhandel und die Rohstoffpreise erkennbar.” Für 2021 rechnen die Volkswirte des IfW mit einem Anstieg der Weltproduktion um 6,1 % unter Berücksichtigung von Kaufkraftparitäten, nach einem Einbruch um 3,8 % im laufenden Jahr. 2022 dürfte die weltwirtschaftliche Aktivität mit 4,1 % voraussichtlich ebenfalls stärker steigen als im mittelfristigen Trend. Die Produktion werde gleichwohl längerfristig deutlich unter dem vor der Krise zu erwartenden Niveau bleiben. Für den globalen Warenhandel rechnet das IfW für 2020 mit einem Rückgang von 5,4 %, deutlich weniger, als bislang Institutionen wie die Welthandelsorganisation (WTO) und der Internationale Währungsfonds (IWF) unterstellen. 2021 dürfte der Welthandel laut IfW 8,8 % zulegen.