Exporteure nicht über den Berg

DIHK: Aussichten durchwachsen - China und Osteuropa als Lichtblicke

Exporteure nicht über den Berg

rec Frankfurt – Trotz mancher Lichtblicke sind die deutschen Exporteure in der Coronakrise längst nicht über den Berg. “Es gibt einen Erholungsprozess am aktuellen Rand”, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Die Aussichten seien aber “durchwachsen: China ist eher die positive Ausnahme nach oben für die nächsten Monate.”Die deutsche Exportwirtschaft hatte im ersten Quartal dem Statistischen Bundesamt zufolge einen Einbruch von 13,4 % zum Vorjahreszeitraum erlitten. Das entspricht einem Umsatzminus von 90 Mrd. Euro im Auslandsgeschäft, wie der Außenhandelsverband BGA überschlug. Halbwegs achtbare Geschäfte in China (- 6,2 %) und Polen (- 7,4 %) retteten den Exporteuren die Bilanz (siehe BZ vom 19. August).Im Reich der Mitte, wo die Pandemie ihren Anfang nahm, zugleich aber früher als in anderen Regionen zurückgedrängt wurde, sei das Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht, sagte Treier in einer Videoschalte mit mehreren Außenhandelskammern (AHK). Jens Hildebrandt, Geschäftsführer der AHK in Peking, zufolge ist das wesentlich auf staatliche Infrastrukturinvestitionen zurückzuführen. Mit ihnen wolle die chinesische Führung wie schon nach der Weltfinanzkrise 2008 insbesondere die heimischen Staatsunternehmen beflügeln. In deren Windschatten profitieren Hildebrandt zufolge auch viele deutsche Zulieferer. Dabei könnte es sich allerdings um ein Strohfeuer handeln: Es sei zweifelhaft, ob dieser Effekt bis Ende 2020 anhalte – und die Binnennachfrage in China sei nach wie vor schleppend: “Deutsche Firmen sind wieder 100 % fähig zu produzieren, aber nicht 100 % ausgelastet”, sagte Hildebrandt.Unterdessen sieht die deutsche Wirtschaft auch den Handel mit Osteuropa wieder auf Kurs. Der Tiefpunkt sei durchschritten, hieß es am Freitag vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Im ersten Halbjahr sei der Handel mit den Ländern Mittel- und Osteuropas zum Vorjahr um 14,6 % gesunken. “Wir sind zuversichtlich, dass wir im zweiten Halbjahr wirtschaftlich weitere Aufholeffekte sehen”, sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Oliver Hermes. Der Anteil des Osthandels am gesamten Außenhandel betrug von Januar bis Juni demnach 18,5 %. Insbesondere die Aktivität in Polen als wichtigstem Handelspartner im Osten habe wieder stark angezogen, sagte der dortige AHK-Chef Lars Gutheil. Sorge wegen der USAIn den USA ist es für Entwarnung dagegen zu früh. Treier sagte, es sei damit zu rechnen, dass das US-Geschäft aufs Jahr gesehen um rund 20 % schrumpfen werde. Sorgenvoll blickt Treier auf die Investitionszurückhaltung – nicht nur im wichtigsten Absatzmarkt: Fast die Hälfte aller Auslandsfirmen geben laut einer AHK-Umfrage an, Investitionen verschoben oder gestrichen zu haben.