Exportplus sorgt für Hoffnung
Der September könnte das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gerettet haben. Die Exporte kletterten so kräftig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, und auch die Auftragseingänge fielen überraschend hoch aus. Einzig die Industrieproduktion präsentierte sich etwas schwächer als erwartet.Von Alexandra Baude, FrankfurtDie deutschen Exporteure haben im September ungeachtet der globalen Handelsstreitigkeiten, der Abkühlung der Weltkonjunktur und des Brexit-Chaos mehr Waren ins Ausland verkauft als im Monat zuvor. Dies hat bei Ökonomen die Hoffnung wieder aufleben lassen, dass die Wirtschaft im Sommerhalbjahr nicht in die technische Rezession gerutscht ist. Wachstumsraten wie in den vergangenen Jahren allerdings wird es so schnell nicht wieder geben.Das Statistische Bundesamt (Destatis) wird am Donnerstag (14. November) über die Wirtschaftsentwicklung in den drei Monaten bis September berichten. Etliche Ökonomen erwarten nach der Veröffentlichung der harten Daten für September und insbesondere nach der Veröffentlichung des Wirtschaftswachstums von 0,2 % im Euroraum, dass es hierzulande doch zu einer Stagnation gereicht hat. Einige Bankvolkswirte halten allerdings an der Einschätzung fest, dass Destatis ein kleines Minus vermelden wird.Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Quartalsvergleich um 0,1 % geschrumpft. Damit wäre dann die Definition einer technischen Rezession erfüllt. Ralph Solveen von der Commerzbank weist darauf hin, dass diese Definition wegen der großen Revisionsanfälligkeit nur begrenzt sinnvoll sei. Er empfiehlt den Blick auf die Entwicklung, da eine breite Rezession durch deutlich sinkende Unternehmensinvestitionen und eine merkliche Reduzierung der Belegschaft gekennzeichnet ist.Zu den Investitionen wird Destatis am Donnerstag traditionsgemäß noch keine detaillierten Zahlen herausgeben. Bei der ersten Schnellmeldung gibt es zu den Komponenten lediglich vage Angaben. Der jüngste Arbeitsmarktbericht gibt jedenfalls trotz erkennbarer Spuren der konjunkturellen Eintrübung noch Entwarnung. So ist die Arbeitslosigkeit im Oktober zwar saisonbereinigt um 6 000 Personen gestiegen, die Erwerbstätigkeit legt aber derzeit immer noch weiter zu – wenn auch die Dynamik mittlerweile etwas nachlässt. Sorgenfalten ruft lediglich das spürbarer werdende Minus bei den offenen Stellen hervor, deren absolute Zahl liegt jedoch immer noch auf hohem Niveau. Und auch das Instrument der Kurzarbeit, das hilft, im Aufschwung dringend benötigte Fachkräfte auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu halten, wird zwar zunehmend genutzt, aber noch nicht in dem Maße wie in der letzten Rezessionsphase. Dank des robusten Arbeitsmarktes wird der private Konsum wieder als Wachstumsstütze fungieren. Dies zeigt auch die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze.Der Blick auf die Unternehmensstimmung, die gemessen am Ifo-Geschäftsklima und dem Einkaufsmanagerindex zuletzt nicht weiter zurückgegangen ist, signalisiert noch keine baldige Konjunkturerholung. Deutlich optimistischer präsentieren sich da Finanzmarktexperten. So ist der Sentix-Konjunkturindex, der “first mover” unter den Konjunkturindikatoren, für November kräftig gestiegen. Da der Index einen signifikanten Vorlauf vor dem ZEW-Konjunkturindikator und dem Ifo-Geschäftsklima hat, steht auch bei diesen beiden Barometern ein Zuwachs zu erwarten. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) legt am Dienstag seine neuesten Umfrageergebnisse vor: Erwartet wird ein Anstieg von -22,8 auf -14,5 Punkte.Dass die Industrie das Wirtschaftswachstum dämpft, steht trotz der zum Ende des dritten Quartals umfangreicher gewordenen Auftragseingänge nicht in Frage. Aus dem Verlauf der Ordereingänge und dem nicht mehr ganz so kräftigen Produktionsrückgang im dritten Quartal schließt das Bundeswirtschaftsministerium dennoch auf eine eher günstige Ausgangslage für das Jahresschlussquartal. Handelsüberschuss steigtDer Außenbeitrag wird das Wirtschaftswachstum leicht gebremst haben. Im September war der Außenhandel wieder für eine Überraschung gut, kommentierte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes, die am Freitag von Destatis vorgelegten Zahlen. Die positive Entwicklung sei kein Grund zur Entwarnung und keine Trendwende, sondern eine Fortsetzung der monatlich heftigen Ausschläge nach oben und unten. So wurden Waren im Wert von 114,2 Mrd. Euro exportiert – das sind saisonbereinigt 1,5 % mehr als im August. Zudem ist der Exportrückgang im Vormonat mit 0,9 % nur halb so kräftig ausgefallen wie zunächst gemeldet. Da die Importe binnen Monatsfrist um 1,3 % geklettert sind – der Warenwert der Einfuhren liegt im September bei 93,0 Mrd. Euro -, hat sich der Außenhandelsbilanzüberschuss von 16,4 auf 21,1 Mrd. Euro ausgeweitet. Der Leistungsbilanzüberschuss liegt laut Bundesbank bei 25,5 Mrd. Euro.