EZB beharrt auf positivem QE-Effekt

Notenbank untermauert frühere Schätzungen zu Wirkung auf Wachstum und Inflation - Kritiker zweifeln

EZB beharrt auf positivem QE-Effekt

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Einschätzung untermauert, dass ihre ultralockere Geldpolitik inklusive der breiten Staatsanleihekäufe wesentlich zur Erholung der Euro-Wirtschaft beigetragen hat – und zum Anziehen der zeitweise deutlich unter dem 2-Prozent-Ziel liegenden Inflation in der Währungsunion. Zwischen 2016 und 2020 hätten die EZB-Maßnahmen jeweils 1,9 Prozentpunkte zu Wachstum und Inflation beigetragen, heißt es in einer gestern vorab veröffentlichten Analyse aus dem EZB-Wirtschaftsbericht, der am Donnerstag in Gänze vorgelegt wird.Die EZB bestätigt damit frühere Aussagen nicht zuletzt von EZB-Präsident Mario Draghi zu den Effekten der Null- und Negativzinsen sowie der Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE). Kritiker zweifeln nach wie vor am Erfolg. Vor allem in Deutschland sind QE und der negative Einlagensatz umstritten. Von März 2015 bis Ende 2018 hat das Eurosystem für 2,6 Bill. Euro vor allem Staatsanleihen gekauft. Der Einlagensatz liegt seit Juni 2014 unter null, aktuell bei -0,4 %. Beides sollte und soll die Kreditvergabe und die Wirtschaft anzukurbeln.Tatsächlich belegen einige Studien, dass die EZB-Anleihekäufe die Renditen von Euro-Staatsanleihen und anderen Wertpapieren deutlich gesenkt und die Vermögenspreise befeuert haben. Die Kreditzinsen im Euroraum wurden teils auf historische Tiefststände gedrückt. Zudem hat QE den Euro abwerten lassen. Was die realwirtschaftlichen Effekte von QE betrifft, insbesondere auf die Inflation, ist die empirische Evidenz aber weniger eindeutig. Fakt ist: Als die EZB QE im März 2015 startete, sagten die EZB-Volkswirte auf dieser Basis für 2016 und 2017 eine Inflation von 1,5 % und 1,7 % voraus. Tatsächlich waren es 0,2 % und 1,5 %. Erst 2018 lag die Teuerung bei 1,7 % – und das, obwohl QE insgesamt viermal verlängert wurde.Die Bundesbank hatte bereits im Juni 2016 mit einer Analyse zu den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des ursprünglichen QE-Programms für Aufsehen gesorgt. Die zentrale Botschaft war, dass der Effekt für sich genommen sehr unsicher sei, weil er stark vom gewählten Modell abhängig sei. Für 2017 etwa lag die ermittelte Spanne der QE-Wirkung auf die Inflation zwischen 0,1 und 2,5 Prozentpunkten. Eine andere Botschaft schließlich war, dass auch die unerwünschten Nebenwirkungen zu berücksichtigen seien – wie etwa Fehlanreize für die Haushaltspolitik der Euro-Staaten.Laut EZB-Einschätzung war der Effekt von QE & Co. in den Jahren 2016 und 2017 am stärksten (siehe Tabelle). Im März 2016 stockte der EZB-Rat die monatlichen Nettokäufe von den ursprünglichen 60 Mrd. Euro pro Monat zeitweise auf 80 Mrd. Euro auf und senkte den Leitzins auf 0 % und den Einlagenzins auf -0,4 %. 2017 und 2018 senkte er dann das Kaufvolumen sukzessive ab. Der auch von der EZB konstatierte nachlassende Effekte dürfte aber Kritiker in ihrer Einschätzung bestärken, dass immer neue Anleihekäufe immer weniger Wirkung zeigen.Angesichts der deutlich abgekühlten Euro-Wirtschaft und wieder nachlassender Inflation hat der EZB-Rat Anfang März die für 2019 avisierte Zinswende auf 2020 verschoben und neue Geldspritzen für die Euro-Banken ankündigt. Teilweise gibt es auch schon Forderungen nach einer Neuauflage der QE-Nettokäufe. Derzeit reinvestiert das Eurosystem das Geld aus fällig werdenden Anleihen. 2019 sind das rund 200 Mrd. Euro.