EZB bereit zu erneuten Anleihekäufen Spanien erhält Rückendeckung

Notenbank bestätigt erstmals Deflationsgefahren - EU-Kommission sieht keinen Bedarf für Hilfsantrag

EZB bereit zu erneuten Anleihekäufen Spanien erhält Rückendeckung

bal/fed/kjo Frankfurt/Brüssel – Paukenschlag aus dem Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB): Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré hat am Mittwoch in Paris angedeutet, dass die Notenbank ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen wieder aufnehmen könnte. Seit mehreren Wochen ruhen die Käufe. Außerdem begründete Coeuré die insgesamt gut 1 Bill. Euro schweren dreijährigen Notenbankkredite an Eurolands Banken im Dezember und Februar mit Deflationsgefahren, deren Existenz Notenbankpräsident Mario Draghi zum damaligen Zeitpunkt noch verneint hatte.Coeuré erklärte laut Reuters mit Blick auf die jüngsten Verschärfungen am Markt für Staatsanleihen, “dass all das, was im Moment am Markt passiert, die Fundamentaldaten nicht widerspiegelt”. Die EZB könnte folglich bald wieder am Markt intervenieren, um die Risikoaufschläge auf diese Anleihen wieder zu drücken. Innerhalb der EZB kann man sich laut Reuters mittlerweile auch vorstellen, dass Spanien nicht komplett unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) schlüpft, sondern nur seine Banken auf diese Weise stützt. “Spanien könnte sich so verhalten, denn es ist zu stolz, unter den Schirm zu gehen wie der kleine Nachbar Portugal es tun musste”, hieß es laut Reuters in Frankfurt.Auch die EU-Kommission bemüht sich, einer abermaligen Zuspitzung der Staatsschuldenkrise – insbesondere in Spanien – vorzubeugen. Man gehe nach wie vor davon aus, dass Spanien keinen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm stellen müsse, sagte ein EU-Sprecher. Die EU-Kommission sieht sich jedoch noch nicht imstande, eine umfassende Bewertung der Situation in Spanien vorzulegen. Sie wartet noch auf haushaltspolitische Angaben aus Spaniens Regionen. Brüssel pocht darauf, dass Madrid bis Ende des Monats auch für seine Regionen aussagekräftige Daten – inklusive Erwartungen für die nächsten Jahren – vorlegt.Bereits beim informellen Treffen der EU-Finanzminister vor Ostern in Kopenhagen war Spanien dem Vernehmen nach dafür kritisiert worden, dass es bislang noch keine ausreichende haushaltspolitische Transparenz gezeigt hat. Zugleich waren bei den Besprechungen in Kopenhagen Zweifel daran aufgekommen, ob es Spanien gelingt, sein Defizit in diesem Jahr auf 5,3 % und 2013 auf 3 % herunterzufahren.Seit der als enttäuschend empfundenen Anleiheauktion Spaniens in der vergangenen Woche verschlechtert sich das Marktsentiment mit Blick auf die Eurozonen-Peripherie zusehends. Italien geriet gestern am Geldmarkt unter Druck. Für drei und zwölf Monate laufende Papiere über insgesamt 11 Mrd. Euro musste Italien mehr als doppelt so viel bezahlen wie noch im März. Das wird am Markt als schlechtes Signal für den heutigen Auftritt am Anleihemarkt gewertet. Die Unsicherheit rund um die Peripherie bekam auch der Bund zu spüren. Bei der Versteigerung der neuen zehnjährigen Bundesanleihe kam es zu der ersten Unterdeckung in diesem Jahr. Für ein Emissionsvolumen von 5 Mrd. Euro kamen seitens der Banken Gebote über rund 4,1 Mrd. Euro. Die Zurückhaltung begründeten Teilnehmer aber nicht nur mit der Unsicherheit rund um die Peripherie, sondern auch mit dem rekordniedrigen Kupon und Gewinnmitnahmen am Sekundärmarkt, nachdem der Bund-Future am Vortag auf Rekord geklettert war. Am Aktienmarkt erholten sich die Notierungen von den deutlichen Vortagsverlusten. Der Dax, der am Dienstag 2,5 % eingebüßt hatte, legte 1 % auf 6 675 Punkte zu.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 7, 17 und 18