DIE US-ZINSWENDE UND IHRE FOLGEN

EZB bereitet breites Lockerungspaket vor

Zinssenkung und QE-Neuauflage werden geprüft

EZB bereitet breites Lockerungspaket vor

Von Mark Schrörs, FrankfurtDie Europäische Zentralbank (EZB) hat vergangene Woche eine klare Botschaft gesendet: Eine weitere Lockerung der ohnehin schon sehr expansiven Geldpolitik im Euroraum ist in Vorbereitung – und sie könnte schnell kommen und kräftig ausfallen. Eine erneute Absenkung des Einlagenzinses von aktuell – 0,4 % im September gilt an den Märkten inzwischen als ausgemachte Sache, und sogar eine Neuauflage der Nettowertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE) liegt auf dem Tisch.Die Euro-Hüter sorgen sich einerseits zunehmend um die Euro-Wirtschaft. Die Zeichen stünden zwar weiter auf Wachstum, aber “der Ausblick wird schlechter und schlechter”, wie EZB-Präsident Mario Draghi vergangene Woche sagte. Die EZB treiben vor allem die anhaltenden Handelskonflikte und der Brexit um. Derweil wurde am Mittwoch bekannt, dass sich das Wachstum der Euro-Wirtschaft im Frühjahr weiter verlangsamt und gegenüber dem Jahresauftakt auf 0,2 % halbiert hat – und die Schwäche scheint sich auch im dritten Quartal fortzusetzen. Inflation frustriert Euro-HüterAndererseits sind die Euro-Notenbanker zunehmend frustriert darüber, dass die Inflation nicht in Gang kommt. Im Gegenteil: Im Juli ging die Teuerungsrate von zuvor 1,3 % auf 1,1 % zurück, womit sie sich weiter vom mittelfristigen Inflationsziel von “unter, aber nahe 2 %” entfernt. Auch die Kernrate ging von zuvor 1,1 % auf 0,9 % zurück. “Uns gefällt nicht, was wir an der Inflationsfront sehen”, sagte Draghi vergangene Woche. Mit wenigen Ausnahmen verfehlt die EZB damit seit Frühjahr 2013 ihr 2-Prozent-Inflationsziel.Vergangene Woche hat der EZB-Rat seine Wortwahl zur Inflationsentwicklung und dem 2-Prozent-Ziel explizit verschärft und die Symmetrie stärker betont. Die aktuell für 2021 prognostizierte Teuerung von 1,6 % liege klar unterhalb des Ziels und der Rat werde gegen eine zu niedrige Inflation genauso entschlossen vorgehen wie gegen eine zu hohe. Die 2 % seien keine Obergrenze, so Draghi. Einige Beobachter werteten das als Änderung der EZB-Reaktionsfunktion. In der Notenbank wollen sie das aber nur als Klarstellung dessen sehen, wie bereits in der Vergangenheit agiert worden sei.Die Hürde für eine neuerliche Lockerung scheint in jedem Fall jetzt sehr niedrig zu liegen. Den größten Konsens dürfte es dabei wohl für eine erneute Absenkung des Einlagenzinses geben. Für den Fall prüfen die Euro-Hüter auch Maßnahmen, um die negativen Folgen des Negativzinses für die Banken abzumildern. Bei einer QE-Neuauflage dürfte es da schon größere Diskussionen geben. Nicht zuletzt Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht QE nur als Instrument für Extremsituationen. Eine Mehrheit im EZB-Rat steht einem Einsatz aber offener gegenüber.Neben dem Wie geht es aber auch noch um das Wann. Die jüngste Kommunikation der EZB hat Erwartungen an ein Maßnahmenpaket im September befeuert. Bis dahin dürfte aber etwa in Sachen Handelskonflikte oder Brexit nicht unbedingt viel mehr Klarheit herrschen als derzeit. In dem Fall könnte der Rat auch ein schrittweises Vorgehen bevorzugen.