EZB bereitet QE-Reduzierung vor

Protokoll und aktuelle Aussagen sprechen für geringere Anleihekäufe ab Januar 2018 - "Lower for longer"

EZB bereitet QE-Reduzierung vor

Die EZB steckt in einem Dilemma: Die Wirtschaft brummt, aber die Inflation kommt nicht wie erhofft in Gang. Trotzdem will sie ihre Anleihekäufe ab Januar 2018 offenbar etwas zurückfahren.ms Frankfurt – Trotz Unzufriedenheit über die zu niedrige Inflation im Euroraum und Sorgen wegen der jüngsten Euro-Stärke bereitet die Europäische Zentralbank (EZB) weiter das Feld für ein Zurückfahren ihrer umstrittenen Anleihekäufe Anfang 2018 – wobei sich immer stärker eine sehr behutsame Reduzierung andeutet. Sowohl das gestern veröffentlichte Protokoll der Sitzung des EZB-Rats von Anfang September als auch Aussagen von Ratsmitglied Ewald Nowotny gingen in diese Richtung – wie zuvor schon Aussagen von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet.”Es wurde die Ansicht geäußert, dass sich zunehmend Bedingungen manifestierten, die (…) eine Gelegenheit zur Drosselung der Nettokäufe von Vermögenswerten durch das Eurosystem böten”, heißt es in dem Protokoll der September-Sitzung. Noch deutlicher formulierte es gestern Nowotny: “Ich gehe davon aus, dass wir mit Beginn des kommenden Jahres in eine vorsichtige Geschwindigkeitsverringerung übergehen”, sagte er dem österreichischen Magazin “Trend”.Der EZB-Rat will am 26. Oktober über die Zukunft seiner ultralockeren Geldpolitik und speziell der Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) entscheiden. Die Euro-Hüter stecken dabei in einem Dilemma: Während die Wirtschaft 2017 auf das stärkste Wachstum seit 2007 zusteuert, kommt die Inflation nicht wie erhofft in Gang. Sie verharrt unterhalb der Zielmarke von unter, aber nahe 2 %. Der Rat visiert nun eine abermalige Verlängerung der bislang Ende 2017 auslaufenden Käufe an, allerdings ab Januar 2018 mit einem geringeren monatlichen Kaufvolumen als den aktuell 60 Mrd. Euro. Die große Frage ist aber, wie stark die EZB die Käufe reduziert und für wie lange das Eurosystem weiterkauft.Das September-Protokoll bestätigt nun, dass “sehr vorläufig” über verschiedene Szenarien diskutiert worden sei. Demnach “wurden die Vorteile eines längeren Zeithorizonts für den Ankauf von Vermögenswerten bei gleichzeitig verstärkter Drosselung des Kaufumfangs mit jenen Vorteilen verglichen, die ein kürzerer Zeitraum und ein größeres monatliches Volumen mit sich brächten”. Mögliche Optionen sind etwa eine Verlängerung für sechs Monate mit 40 Mrd. Euro oder eine Verlängerung für neun Monate mit 20 Mrd. Euro.Während die Diskussion im September offenblieb, hatte EZB-Chefvolkswirt Praet bereits am Montag mit Aussagen aufhorchen lassen, die für die Variante sprachen, die Käufe deutlicher zu reduzieren, dafür aber länger zu strecken. Praet hatte gesagt, dass Investoren in einer Phase relativer Ruhe an den Märkten “geduldiger” seien und einen Stimulus, der zeitlich länger gestreckt sei, besser einschätzen könnten als in Phasen von Unruhe oder Unsicherheit (vgl. BZ vom 3. Oktober). Wie die Börsen-Zeitung bereits früh berichtet hatte, würde eine längere Laufzeit – gemäß dem Motto “Lower for longer” – aus Sicht wichtiger Notenbanker vor allem auch den Vorteil bieten, dass damit mögliche Zinserhöhungen weiter in die Zukunft verschoben würden, weil die EZB diese erst nach dem Ende von QE erwägen will (vgl. BZ vom 5. und 6. September).Eine große Debatte im EZB-Rat ist, ob es einen fixen Exitplan geben sollte, wie QE auf null heruntergefahren werden soll. Diese Variante hatte nicht zuletzt Bundesbankchef Jens Weidmann im Interview der Börsen-Zeitung favorisiert (vgl. BZ vom 24. August). Viele andere im Rat wollen sich dagegen eine größtmögliche Flexibilität erhalten.Laut Protokoll gab es im September großes “Unbehagen” über die lange Zeit, in der die Inflation schon unterhalb des 2-Prozent-Ziels liegt. Zugleich sprachen die Notenbanker aber über “zaghafte Hinweise, dass sich die reflationären Kräfte mit zunehmender konjunktureller Belebung langsam festigten”. Es sei aber in jedem Fall weiter ein “sehr erheblicher Grad an geldpolitischer Akkommodierung” nötig. Intensiv diskutierten sie über die Euro-Stärke und erneuerten die Sorge vor einem “Überschießen”. Die Bereitschaft zur QE-Reduzierung aber änderte das bis dato nicht.