EZB dämpft Erwartung eines Zinsschritts noch in diesem Jahr

Draghi sieht mehr Risiken für das Wachstum - Notenbanker rücken März-Sitzung in den Fokus der Märkte

EZB dämpft Erwartung eines Zinsschritts noch in diesem Jahr

jw/ku Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) signalisiert, dass sie angesichts der sich eintrübenden Konjunktur die Zinsen 2019 voraussichtlich noch nicht erhöhen wird. Angesprochen darauf, dass an den Märkten der erste Zinsschritt erst 2020 erwartet werde, sagte EZB-Chef Mario Draghi, die Marktteilnehmer hätten die Bestimmungsfaktoren der EZB-Zinspolitik verstanden.Auf der gestrigen Ratssitzung haben die Notenbanker die Zinsen bestätigt. Die Forward Guidance für den Zinsausblick blieb unverändert. Der EZB-Rat beschloss aber, die Wachstumsrisiken der Eurozone nicht mehr als “ausgeglichen”, sondern als “abwärtsgerichtet” zu bezeichnen. Draghi nannte als Gründe unter anderem den anhaltenden Protektionismus, das schwächere Wachstum in China, den Brexit und den abnehmenden fiskalischen Impuls in den USA.Jüngste Konjunkturdaten aus dem Euroraum seien schwächer ausgefallen als erwartet, so Draghi. Just am Tag der Sitzung wurde bekannt, dass sich die Unternehmensstimmung in der Eurozone im Januar auf ein Fünfjahrestief eingetrübt hatte. Eine anhaltend lockere Geldpolitik sei nach wie vor notwendig, um Wirtschaft und Inflation anzuschieben. Draghi verwies auf die nächste Sitzung des EZB-Rats im März, wenn die Notenbank ihre neuen Projektionen zu Inflation und Wachstum veröffentlichen wird. Bis dahin wolle man die Risiken weiter untersuchen.Die Äußerungen Draghis haben zumindest zeitweise deutliche Spuren an den Finanzmärkten hinterlassen. Der Euro fiel zeitweise bis auf ein Fünfeinhalbwochentief von 1,1305 Dollar. Am Nachmittag kam es dann zwar zu einer Gegenbewegung, bevor der Euro am Abend wieder unter Druck geriet. Er wurde mit 1,1309 Dollar um 0,6 % unter dem Stand vom Vorabend gehandelt. Händler sagten, eine erste Leitzinserhöhung der EZB sei nun erst einmal in weite Ferne gerückt. Während der Euro gemieden wurde, waren Bundesanleihen gefragt. Die Rendite zehnjähriger deutscher Titel sank auf ein Zweiwochentief von 0,179 %. Der Dax beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,5 % bei 11 130 Punkten. Der Euro Stoxx 50 befestigte sich um ebenfalls 0,5 % auf 3126 Zähler.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7