EZB-Direktor heizt QE-Spekulationen an

Coeuré: Programm muss groß sein, um zu wirken - Verlustteilung soll fallen - Kerninflation herabrevidiert

EZB-Direktor heizt QE-Spekulationen an

ms Frankfurt – Kurz vor der erwarteten historischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) für einen breit angelegten Kauf von Staatsanleihen hat EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré gesagt, das Volumen eines solchen Programms müsse hoch sein, um seine Wirkung zu entfalten. “Lassen Sie mich das extrem einfach formulieren: Damit es wirkungsvoll ist, muss es groß sein”, sagte Coeuré in einem am Freitag veröffentlichten Interview der “Irish Times”. Die meisten Beobachter erwarten den Beschluss nun bereits bei der EZB-Sitzung am 22. Januar.Mit seinen Aussagen schürt Coeuré Spekulationen über den Umfang der EZB-Staatsanleihekäufe. Zuletzt war wiederholt von rund 500 Mrd. Euro die Rede. Gemessen an dem vom EZB-Rat ausgegebenen Ziel einer Ausweitung der Bilanz des Eurosystems um rund 1 000 Mrd. Euro gegenüber Dezember 2014 scheint auch mehr denkbar. Tatsächlich sehen viele Beobachter an den Märkten 500 Mrd. Euro inzwischen eher als Untergrenze.Dass die EZB zu breit angelegten Staatsanleihekäufen im Zuge einer Politik der quantitativen Lockerung (QE) greift, gilt indes längst als ausgemachte Sache. Diese Erwartung hat auch EZB-Präsident Mario Draghi wesentlich mit geweckt. Mit solchen Käufen – die im Euroraum lange als Tabu galten – will sich die EZB gegen die extrem niedrige Inflation und die Wirtschaftsflaute im Euroraum stemmen. Im EZB-Rat haben das Instrument aber bis zuletzt einige Notenbanker abgelehnt, darunter auch die beiden deutschen Mitglieder Sabine Lautenschläger und Jens Weidmann. Sie sehen den Bedarf nicht und fürchten die Risiken. Draghi trifft MerkelDer “Spiegel” berichtete derweil am Freitag, dass Draghi Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) ein Konzept für ein QE-Programm vorgestellt habe. Ein Regierungssprecher bestätigte, dass es am Mittwoch ein Gespräch von Merkel und Draghi gegeben habe. Es habe sich “um eines der regelmäßig stattfindenden informellen Treffen” gehandelt.Laut dem Magazin sehen die EZB-Planungen vor, dass die nationalen Notenbanken nur Papiere des eigenen Landes kaufen und halten. Das solle verhindern, dass etwa Deutschland die Haftungsrisiken für andere Länder übernimmt. Bereits Ende 2014 war in Notenbankkreisen zu hören gewesen, dass die sonst übliche Risikoteilung bei geldpolitischen Geschäften unter den Notenbanken aufgehoben werden könnte (vgl. BZ vom 20.12.2014). EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte diese Möglichkeit zum Jahreswechsel im Interview der Börsen-Zeitung auch explizit genannt. Zuletzt hatte sich die Debatte darüber bereits deutlich intensiviert (vgl. BZ vom 10. Januar).Zusätzlich wollen die Euro-Währungshüter laut dem Magazin eine Obergrenze für die Käufe einführen. Jede Notenbank dürfe nur eine Quote von maximal 20 % oder 25 % der ausstehenden Staatsschuld eines Landes erwerben. Auch solche Überlegungen kursieren in Notenbankkreisen seit langem, Frankreichs Notenbankchef Christian Noyer hatte sie jüngst auch öffentlich gemacht. Griechenland soll sich demnach an dem Programm nicht beteiligen dürfen, weil seine Staatsanleihen die Qualitätsstandards nicht erfüllten.Im Dezember ist die Inflation im Euroraum erstmals seit der Weltwirtschaftskrise 2009 unter 0 % gerutscht, auf – 0,2 % – nach + 0,3 % im November. Eine entsprechende Schnellschätzung bestätigte Eurostat. Grund ist vor allem der rasante Ölpreisverfall, der die Energiepreise drückt. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel lag demnach bei 0,7 %, wie im November. In der ersten Schätzung waren es 0,8 %.