EZB diskutiert über "Easing Bias" bei Anleihekäufen

Sitzungsprotokoll: Debatte über Kommunikation des QE-Programms - Weidmann: Fuß vom Gas nehmen

EZB diskutiert über "Easing Bias" bei Anleihekäufen

jw Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer jüngsten Ratssitzung am 7. und 8. Juni über eine mögliche Änderung in ihrer Kommunikation zum Wertpapierkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) diskutiert. Zwar entschieden sich die Notenbanker letztlich dazu, nur den Ausblick bezüglich der Leitzinsen zu verändern, sie erwägten aber, aufgrund des “verbesserten wirtschaftlichen Umfelds” auch den Vermerk zur weiteren Ausweitung oder Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms (“Easing Bias”) aus ihrem Ausblick zu streichen.Die Notenbanker wiesen laut nun veröffentlichtem Protokoll darauf hin, dass weiter Vorsicht geboten sei, da sich der Konjunkturaufschwung noch nicht in einer höheren Inflationsdynamik niedergeschlagen habe. Eine nachhaltige Annäherung der Teuerung an das Inflationsziel von knapp 2 % könne noch nicht bestätigt werden. Angesichts der vorherrschenden Unsicherheiten, die überwiegend mit globalen Faktoren zusammenhängen, forderten mehrere Ratsmitglieder, die Forward Guidance nur sehr allmählich an das sich verändernde wirtschaftliche Umfeld anzupassen.Die Anleihekäufe seien für die Reaktionsfunktion des EZB-Rats entscheidend. Die expansive Ausrichtung von QE erlaube es der EZB, auf jegliche Eventualitäten zu reagieren, die eine nachhaltige Annäherung der Teuerung an das Inflationsziel gefährden könnten. Die Notenbank könnte dann einfach das Tempo oder die Dauer der Wertpapierkäufe leicht ändern. Solche Änderungen seien zwar “weniger wahrscheinlich” geworden, hieß es. Trotzdem stimmte laut Protokoll eine Mehrheit des Rats dafür, diesen Teil der Forward Guidance beizubehalten. Sollten sich die Konjunktur und die Inflation weiter positiv entwickeln, könne die getroffene Entscheidung jedoch noch auf den Prüfstand gestellt werden, wurde vermerkt. Angst vor FehlinterpretationDie Währungshüter äußerten außerdem Bedenken, dass schon kleine Änderungen in der Kommunikation als grundsätzlicher Richtungswechsel beim geldpolitischen Kurs fehlgedeutet werden könnten. Knapp drei Wochen nach der Ratssitzung scheinen sich Beobachtern zufolge diese Ängste erfüllt zu haben. Als EZB-Präsident Mario Draghi sich in einer Rede im portugiesischen Sintra zuversichtlich zur Wirtschaft im Euroraum äußerte, fasste der Markt dies als ersten Schritt in Richtung geldpolitischer Kurswende auf. Anleger sahen die Äußerungen als Zeichen dafür, dass die EZB im September eine Verringerung ihres monatlichen Ankaufvolumens – das sogenannte “Tapering” – bekannt geben könnte. Die Spekulationen trieben die Renditen an den Anleihemärkten nach oben und ließen den Euro aufwerten. Vizepräsident Vítor Constâncio sowie EZB-Insider ließen zwar verlauten, dass sie die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Rede für übertrieben hielten. Auch EZB-Chefökonom Peter Praet mahnte in Bezug auf den geldpolitischen Kurs der EZB zu Geduld. Die Debatte über eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik scheint laut Experten jedoch trotzdem immer mehr in Fahrt zu kommen. Frankreichs Notenbank-Chef François Villeroy de Galhau betonte gestern: “Geldpolitik in ihrer nichtkonventionellen Form ist nicht für die Ewigkeit.”Bundesbank-Präsident Jens Weidmann plädierte nun für eine weniger expansive Geldpolitik. Die andauernde Wirtschaftserholung öffne die Perspektive für eine geldpolitische Normalisierung, daher müsse man jetzt “den Fuß etwas vom Gas nehmen”.