EZB drosselt Anleihekäufe deutlich

Auf Wochensicht geringstes Volumen seit PEPP-Start - Hohe Fälligkeiten

EZB drosselt Anleihekäufe deutlich

ms Frankfurt – Das Eurosystem hat in der vergangenen Woche seine Anleihekäufe unter dem Strich deutlich reduziert und netto so wenig neue Wertpapiere erworben wie nie seit Beginn des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP Ende März. Verantwortlich dafür war zwar laut Notenbankkreisen vor allem, dass es ein ungewöhnlich hohes Volumen an fällig werdenden Papieren (“Redemptions”) gab. Trotzdem dürfte das die Debatte anheizen, ob die EZB das bislang für PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) avisierte Gesamtvolumen von 1,35 Bill. Euro womöglich gar nicht ganz ausschöpft.In der Woche bis vergangenen Mittwoch erwarben die Europäische Zentralbank (EZB) und die 19 nationalen Euro-Notenbanken im Zuge von PEPP und des regulären Anleihekaufprogramms APP netto Titel im Wert von knapp 19,0 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. In der Vorwoche hatte das Volumen noch 25,1 Mrd. Euro betragen. Der zuvor niedrigste Wert hatte bei 20,6 Mrd. Euro gelegen, erreicht Mitte April.Der vergleichsweise niedrige Wert lag aber nicht so sehr an PEPP selbst, sondern vielmehr an APP (Asset Purchase Programme). PEPP hatte der EZB-Rat Mitte März aufgelegt; APP läuft dagegen seit Frühjahr 2015, mit einer neunmonatigen Unterbrechung im Jahr 2019.In der vergangenen Woche kaufte das Eurosystem im Zuge von PEPP Anleihen im Wert von knapp 20,6 Mrd. Euro. Gegenüber der Vorwoche mit 17,5 Mrd. Euro bedeutet das sogar einen Anstieg. Bei APP stand dagegen ein Minus von knapp 1,6 Mrd. Euro zu Buche. Das bedeutet, dass mehr Anleihen fällig geworden sind, als die EZB neue gekauft hat. Aus Notenbankkreisen hieß es, dass es im entsprechenden Zeitraum ein ungewöhnlich hohes Volumen an Fälligkeiten gegeben habe.Insbesondere auch beim Staatsanleihekaufprogramm PSPP (Public Sector Purchase Programme) innerhalb des APP gab es einen merklichen Rückgang des Bestands in den Bilanzen der Euro-Notenbanken von 2,2 Mrd. Euro. Auch bei Asset-Backed Securities gab es unter dem Strich einen Rückgang des Bestands, während es bei Unternehmensanleihen und bei Covered Bonds zumindest ein leichtes Plus gab. Spekulationen an den MärktenObwohl das geringe Volumen in der vergangenen Woche also vor allem auf die hohen Fälligkeiten zurückzuführen ist, dürften die neuen Daten die Diskussion verstärken, ob die EZB PEPP unter Umständen gar nicht ganz ausreizt. Die entspanntere Lage an den Finanzmärkten und bessere Konjunkturdaten hatten diese zuletzt zusammen mit entsprechenden Kommentaren einiger Euro-Notenbanker angeheizt. PEPP ist der zentrale Bestandteil der Anti-Corona-Maßnahmen der Euro-Hüter. Nach der EZB-Sitzung vergangenen Donnerstag hatte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber gegen solche Spekulationen gestemmt. Ein geringeres Volumen als die 1,35 Bill. Euro werde es nur geben, wenn es in der Krise zu “erheblichen positiven Überraschungen” komme. Zuvor hatten einige Notenbanker wie EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erklärt, dass es nicht zwingend nötig sei, den Rahmen voll auszuschöpfen, wenn es auch mit weniger ginge. Diese Notenbanker dürften ihre Meinung kaum geändert haben – trotz der Ansage von Lagarde (vgl. BZ vom 17. Juli).Insgesamt beläuft sich der Bestand an Anleihen aus dem APP und dem PEPP in den Bilanzen der Euro-Notenbanken inzwischen auf knapp 3,2 Bill. Euro. Der Großteil sind dabei Staats- und öffentliche Anleihen. Vor allem in Deutschland kritisieren deshalb viele, die EZB betreibe de facto monetäre Staatsfinanzierung, die ihr verboten ist.