EZB fährt Anleihekäufe deutlich hoch

Notenbank greift Italien kräftig unter die Arme

EZB fährt Anleihekäufe deutlich hoch

ms Frankfurt – Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Schäden durch die Coronakrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Anleihekäufe im März auf gut 66,5 Mrd. Euro nahezu verdreifacht und damit innerhalb eines Monats so viele Papiere gekauft wie zuletzt im März 2017. Für die nächsten Monate ist aber mit noch viel höheren monatlichen Käufen zu rechnen, weil erst dann das jüngst verabschiedete, beispiellose Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) voll zum Tragen kommt.Wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus und der extremen Eindämmungsmaßnahmen, die das wirtschaftliche Leben in einigen Euro-Ländern fast vollständig zum Stillstand gebracht haben, steuert die Euro-Wirtschaft auf eine noch tiefere Rezession zu als nach der Weltfinanzkrise 2008/2009. Mit ihren Anleihekäufen und anderen Maßnahmen versucht die EZB, den Schaden so gut wie möglich zu begrenzen. Ziel ist es, für ausreichend Liquidität an den Märkten und im Bankensystem zu sorgen und die Zinsen niedrig zu halten. Das soll auch kriselnden Euro-Ländern wie Italien helfen.Gegenüber Februar, als sich das Volumen auf 23,4 Mrd. Euro belief, hat das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Zentralbanken die Anleihekäufe im März nun deutlich ausgeweitet. Von den 66,5 Mrd. Euro entfielen laut EZB 51,1 Mrd. Euro auf das im November 2019 reaktivierte Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme), gemeinhin auch als QE (Quantitative Easing) bezeichnet. Im Zuge der APP-Neuauflage kauft das Eurosystem, bislang unbefristet, für 20 Mrd. Euro im Monat Anleihen zu. Am 12. März hatte der EZB-Rat dann als Teil eines ersten Hilfspakets eine Aufstockung der APP-Nettokäufe um 120 Mrd. Euro bis Ende 2020 beschlossen. Zudem reinvestiert er frei werdende Mittel aus auslaufenden Anleihen.Von den 51,1 Mrd. Euro APP-Käufen im März entfiel der Großteil erneut auf Staatsanleihen – gut 37,3 Mrd. Euro. Der Anteil italienischer Anleihen lag bei rund 35 % und damit deutlich oberhalb des Anteils Italiens am EZB-Kapitalschlüssel. Die EZB hatte aber bereits avisiert, kurzfristig vom Schlüssel abzuweichen.Auf das am 19. März beschlossene PEPP-Programm entfielen im März 15,4 Mrd. Euro. Allerdings kam diese Summe an nur zwei Handelstagen, dem 26. und 27. März, zustande. Das Eurosystem führt nur solche Käufe in der Statistik, die zum Stichtag abgewickelt (gesettelt) sind. In der ersten ganzen Handelswoche bis 1. April erwarb das Eurosystem PEPP-Papiere im Wert von 30,2 Mrd. Euro.Wenn PEPP nun voll greift, dürfte das monatliche Kaufvolumen deutlich über 100 Mrd. Euro liegen. Bei PEPP hat die EZB zudem zentrale frühere Selbstbeschränkungen wie Kaufobergrenzen für einzelne Anleihen und Emittenten ausgesetzt. Auch das soll ihr Spielraum geben, gegen stark steigende Risikoprämien für Länder wie Italien vorzugehen. Die EZB begründet das mit dem Funktionieren des Transmissionsmechanismus. Viele Kritiker werfen ihr monetäre Staatsfinanzierung vor.