EZB fährt Anleihekäufe wieder spürbar hoch

Lagarde verschärft Ton zur Euro-Aufwertung

EZB fährt Anleihekäufe wieder spürbar hoch

ms Frankfurt – Das Eurosystem hat seine Anleihekäufe wieder spürbar hochgefahren. In der Woche bis vergangenen Mittwoch erwarben die Europäische Zentralbank (EZB) und die 19 nationalen Zentralbanken Papiere im Wert von insgesamt 22,1 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. In der Vorwoche hatte sich das Volumen auf 17 Mrd. Euro belaufen. Zuletzt hatte es Mitte Juli mit 27,2 Mrd. Euro höher gelegen.In den Sommerwochen hält sich das Eurosystem traditionell mit Käufen zurück, weil die Liquidität und das Emissionsgeschehen eingeschränkt sind. So sollen übermäßige Marktverzerrungen vermieden werden. Die jetzt erworbenen 22,1 Mrd. Euro sind immer noch weit entfernt von den Volumina, die das Eurosystem vor allem im Mai erworben hatte. Damals hatte sich das wöchentliche Kaufvolumen wiederholt auf 40 Mrd. Euro und mehr belaufen.Die wöchentlichen Kaufvolumina stehen aktuell im besonderen Fokus, weil sich Beobachter davon Signale versprechen, wie die Euro-Hüter die Lage an den Märkten und in der Wirtschaft einschätzen. Die wirtschaftliche Erholung nach der akuten Phase der Corona-Pandemie hat zuletzt schon wieder an Schwung verloren und die Inflation ist im August sogar unter 0 % abgesackt. Das hat Sorgen vor einer Deflation geschürt.Zudem entscheidet das jeweilige Kaufvolumen auch darüber, wie lange das Eurosystem insbesondere mit dem aktuellen Volumen des im März beschlossenen Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) auskommt. Derzeit hat es ein Volumen von 1,35 Bill. Euro und ist bis Mitte 2021 angesetzt. Mit den derzeitigen Käufen würde das wohl reichen. Bei wieder deutlich höheren Volumina könnte es knapp werden. Die allermeisten Beobachter gehen davon aus, dass PEPP zum Jahreswechsel noch einmal um einige Hundert Milliarden Euro aufgestockt und wohl bis Ende 2021 verlängert wird.Auf PEPP entfielen in der vergangenen Woche nun Käufe in Höhe von 14,4 Mrd. Euro – ähnlich wie in der Vorwoche. PEPP steht insbesondere in Deutschland heftig unter Beschuss, weil die EZB damit gezielt Krisenländern wie Italien hilft. Der Rest entfiel auf das reguläre Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme) und dabei insbesondere auf das Staatsanleihekaufprogramm PSPP (Public Sector Purchase Programme) mit 6,1 Mrd. Euro.Große Sorgen bereit den Euro-Hütern aktuell die Aufwertung des Euro, weil diese die Wachstums- und Inflationsaussichten dämpft. EZB-Chefin Christine Lagarde verschärfte da jetzt erneut den Ton ein wenig. Die Aufwertung habe die Wirkung der geldpolitischen Lockerungen mit Blick auf die Inflationsentwicklung teilweise konterkariert. Die EZB stehe bereit, alle Instrumente falls nötig anzupassen, sagte sie am Sonntag.