EZB für stärkere globale Rolle des Euro

Notenbank unterstützt EU-Initiativen - Lagarde: Anti-Corona-Maßnahmen fördern Attraktivität des Euro

EZB für stärkere globale Rolle des Euro

ms Frankfurt – Die beispiellosen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die Coronakrise sind nach Einschätzung der EZB auch geeignet, die internationale Rolle des Euro zu unterstützen. Ziel der Maßnahmen sei es zwar, für ausreichend Euro-Liquidität in den Märkten zu sorgen und die geldpolitische Transmission abzusichern – aber “dabei sollten diese Maßnahmen wiederum auch dazu dienen, die Attraktivität des Euro weltweit zu sichern”, schreibt EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Vorwort des gestern veröffentlichten neuen Berichts zur internationalen Rolle des Euro.Lagardes Aussagen sind bemerkenswert. Zwar begründet sie die Anti-Corona-Maßnahmen explizit nicht mit der Förderung der globalen Bedeutung des Euro. Zugleich stellt sie aber eine Beziehung zwischen der EZB-Geldpolitik und der Attraktivität des Euro her. Erst im vergangenen Jahr hatte die EZB ihre zuvor 20 Jahre lang strikt neutrale Position hinsichtlich der internationalen Bedeutung des Euro aufgegeben und sich hinter Initiativen der EU-Kommission gestellt, der Gemeinschaftswährung auf internationalem Parkett mehr Gewicht zu verleihen.Dieses Unterfangen unterstützt die EZB auch in ihrem diesjährigen Bericht erneut und macht deutlich, dass sie da vor allem die Politik gefordert sieht. Dazu brauche es vor allem eine weitere Vertiefung und Vollendung der Währungsunion, etwa durch die Kapitalmarktunion. “Die jüngste Covid-19-Pandemie unterstreicht die Dringlichkeit dieser Politik und dieser Reformbemühungen”, schreibt Lagarde im Vorwort des neuen Berichts. Die EZB unterstützt auch die Entwicklung eines “Safe Asset” auf Gemeinschaftsebene – was in Deutschland viele kritisch sehen.Insgesamt kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass die internationale Rolle des Euro im Jahr 2019 im Grunde stabil geblieben ist. Nach der Weltfinanzkrise und in der Euro-Schuldenkrise hatte der Euro erst stark an Boden verloren, seit 2016 dann aber wieder aufgeholt. Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2018 habe ein zusammenfassender Index für die internationale Verbreitung des Euro im Jahr 2019 stabil bei rund 19 % gelegen. Das liegt aber weiter nahe den historischen Tiefs und ist weit entfernt von Werten, wie sie in früheren Jahren schon erzielt worden waren (siehe Grafik).Gleichwohl kommt die EZB zu dem Schluss, dass die Bedeutung des Euro als zweitwichtigste internationale Währung hinter dem Dollar unbestritten sei. Der Greenback ist seit Jahrzehnten die unumstrittene Weltwährung, was den USA auch einige (wirtschafts)politische Vorteile bringt. Die Dominanz des Dollar ist aus Sicht vieler Experten zugleich ein Grund für die verschiedenen Finanzkrisen der vergangenen Jahrzehnte.Neben den Vorteilen eines solchen Status bringt eine Weltleitwährung zugleich auch eine größere Verantwortung mit sich – nicht zuletzt für die entsprechende Zentralbank. Auch deswegen hatte die EZB lange die Strategie verfolgt, die weltweite Nutzung des Euro weder zu fördern noch zu behindern, sondern das allein dem Markt zu überlassen.2019 blieb nun – bereinigt um Wechselkursbewertungseffekte – der Anteil des Euro an den weltweiten Devisenreserven und an den ausstehenden internationalen Einlagen recht stabil – genau wie der Anteil als Fakturierungswährung für Gütertransaktionen außerhalb des Euroraums und der Bestand der außerhalb des Euroraums umlaufenden Euro-Banknoten. Dagegen legte der Anteil des Euro an den ausstehenden internationalen Krediten zu, während jener an den ausstehenden Schuldverschreibungen weltweit sank.Beim Thema grüne Anleihen kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass der Euro 2019 die wichtigste Denominierungswährung für die Ausgabe von grünen Anleihen gewesen sei. Die EZB pocht in dem Kontext auf eine schnelle Einführung der EU-Taxonomie für solche Produkte.