EZB gibt ihrer Geldpolitik einen grünen Touch

Notenbank berücksichtigt Klimaschutz-Kriterien

EZB gibt ihrer Geldpolitik einen grünen Touch

rec Frankfurt – Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird ein Stück grüner. Mit Beginn des kommendes Jahres wird die EZB Anleihen, die bestimmte Kriterien für den Klima- und Umweltschutz erfüllen, sowohl als Sicherheiten akzeptieren als auch in ihre Anleihenkäufe aufnehmen. Das gab die Notenbank gestern bekannt. Die Änderungen greifen ab 1. Januar 2021.EZB-Chefin Christine Lagarde hat seit ihrem Amtsantritt vor bald einem Jahr stets betont, dass sie die Berücksichtigung des Klimawandels künftig als eine zusätzliche Aufgabe ihrer Institution sieht. Wie weit die Notenbank dabei gehen sollte und darf, ist unter Geldpolitikern und Ökonomen umstritten. Vorbehalte gibt es insbesondere dagegen, als grün gekennzeichnete Bonds gegenüber anderen Wertpapieren bei den breit angelegten Anleihenkäufen (Quantitative Easing, QE) zu bevorzugen. Die Rolle der EZB beim Klimaschutz ist auch ein wesentliches Thema der laufenden Strategieüberprüfung, die sich bis weit ins nächste Jahr ziehen wird.Der gestern verkündete Beschluss ist nun ein erster Schritt, Nachhaltigkeitskriterien explizit in der Geldpolitik zu berücksichtigen. Die neuen Regeln ergänzen sowohl den Sicherheitenrahmen für Refinanzierungsgeschäfte mit Geschäftsbanken als auch die Anleihenkäufe des Eurosystems. So akzeptiert die EZB Anleihen, deren Zinscoupons an mindestens ein Nachhaltigkeitsziel der Europäischen Union (EU) oder der Vereinten Nationen (UN) geknüpft sind, als zusätzliche Sicherheiten (Collaterals). Auch können die Euro-Notenbanken solche Papiere uneingeschränkt kaufen, sofern bestehende Standards erfüllt sind. Maßgeblich sind die im Vorjahr auf den Weg gebrachte EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzinstrumente und die 2015 von den UN vereinbarten Ziele für nachhaltige Entwicklung. EZB-Direktor Panetta besorgtUnterdessen haben Aussagen von EZB-Direktor Fabio Panetta Spekulationen über eine baldige Aufstockung des Pandemie-Notfallkaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) genährt. “Die Risiken einer geldpolitischen Überreaktion sind viel geringer als die Risiken, dass die Geldpolitik zu langsam oder zu zögerlich reagiert und das schlimmste Szenario Wirklichkeit wird”, sagte der Italiener am Dienstag bei einer Rede. Auch der jüngste Kursanstieg des Euro macht Panetta Sorge: “Die anhaltende Aufwertung des Außenwertes des Euro hat zu einer unerwünschten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen geführt.” Zuletzt drückte allerdings Konjunkturskepsis angesichts steigender Corona-Infektionszahlen auf den Euro.