EZB hält an Zinsausblick fest

Option weiter sinkender Zinsen bleibt - Draghi spielt Möglichkeit aber herunter - Mehr Zuversicht

EZB hält an Zinsausblick fest

Es war klar, dass die EZB ihre Geldpolitik gestern nicht ändern würde. Umso mehr stand die Kommunikation im Fokus – zur Wirtschaftslage, aber auch zum Zinsausblick und zu QE.ms Frankfurt – Nach dem überraschend starken Inflationsanstieg zum Jahreswechsel hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr deutlich erhöht – von zuvor 1,3 % auf 1,7 %. Zugleich hielt sie aber trotz einer etwas optimistischeren Wachstumseinschätzung für 2017 und 2018 (siehe Grafik) an ihrer Vorhersage von 1,7 % Inflation für 2019 fest – was laut früheren Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi “nicht wirklich” in Einklang mit dem mittelfristigen Ziel der EZB von unter, aber nahe 2 % steht.Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hielt die EZB an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Insbesondere machte Draghi deutlich, dass der EZB-Rat nicht an dem Beschluss von Dezember 2016 rütteln wolle, das Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 zu verlängern, wenn auch ab April mit einem monatlichen Kaufvolumen von 60 Mrd. Euro statt 80 Mrd. Euro. Die Prognosen basierten auf der Annahme, dass alle geldpolitischen Beschlüsse umgesetzt werden, betonte Draghi. Die EZB-Leitzinsen liegen aktuell bei oder gar unter 0 %.Draghi betonte erneut, dass der aktuelle Inflationsanstieg vor allem von der Ölpreisentwicklung getrieben sei. Der EZB-Rat werde da “hindurchschauen”. Er wiederholte die Aussage, dass es “keine Anzeichen für einen überzeugenden Aufwärtstrend der Kerninflation gibt”. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel verharrt aktuell bei 0,9 %, während die Gesamtrate von November bis Februar um 1,4 Prozentpunkte auf 2,0 % zugelegt hat. Entscheidend für die Kernrate sei die Lohnentwicklung, sagte Draghi.Solange die Kernrate nicht anzieht, zweifelt zumindest die Mehrheit im EZB-Rat daran, dass die Rückkehr zum 2 %-Ziel selbsttragend und nachhaltig ist. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré hatte bereits zum Jahreswechsel im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, dass der EZB-Rat darauf warte, dass die Kernrate “deutlich über 1 %” steigt (vgl. BZ vom 31.12.2016).Angesichts des gedämpften Inflationsausblicks hielt der EZB-Rat gestern auch an seinem Zinsausblick (Forward Guidance) fest, laut dem die Zinsen noch lange “auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden”. Zuletzt hatten einige Notenbanker dafür geworben, die Option weiterer Zinssenkungen zu streichen (vgl. BZ vom 7. März). Das wurde laut Draghi gestern kurz diskutiert, dann aber verworfen.Draghi versuchte aber zugleich, den Ausblick ein wenig herunterzuspielen. Er erinnerte an Aussagen im März 2016, dass der EZB-Rat nicht davon ausgehe, dass die Zinsen weiter sinken. Mit Blick auf den Einlagenzins hatte die EZB aber auch früher schon ältere Zusagen gegen weitere Zinssenkungen einkassiert. Beobachter werteten Draghis Aussagen trotzdem als Signal, dass die Zinssenkungsneigung bei der Juni-Sitzung gestrichen werden könnte. Die Frage, ob die EZB ihre Leitzinsen erhöhen könne, bevor QE beendet ist, ließ Draghi erneut unbeantwortet.Auch mit Blick auf die QE-Käufe hielt der EZB-Rat gestern an der einseitigen Formulierung fest, dass eine erneute Aufstockung möglich sei, falls das nötig werden sollte – während eine weitere Reduzierung im Jahr 2017 keine explizite Option ist. Tatsächlich scheint die Hürde für einen solchen Schritt hoch. Der Blick richtet sich da bereits darauf, wie es mit QE 2018 weitergeht.Während die Forward Guidance für die Zinsen und QE also die Option einer weiteren Lockerung explizit offenlässt, wies Draghi gestern explizit auf andere Entscheidungen hin, die eher gegenteilige Signale sendeten. So strich der EZB-Rat in seinem Statement die Formulierung, er werde im Notfall “alle im Rahmen seines Mandats zur Verfügung stehenden Instrumente” einsetzen. Das sei so zu interpretieren, dass der EZB-Rat inzwischen weniger Dringlichkeit verspüre zu handeln, sagte Draghi. Zudem hob er hervor, dass es keinerlei Diskussionen über neue gezielte Langfristtender (TLTROs) gegeben habe. Die Letzte dieser Geldspitzen wird es Ende März geben.Als ein weiteres Zugeständnis an die “Falken” im EZB-Rat, die für eine eher straffere Geldpolitik votieren, kann der positivere Ton zur Wirtschaft gelten. Die Stimmungsindikatoren deuteten darauf hin, “dass die konjunkturelle Erholung womöglich an Dynamik gewinnt”. Zugleich sagte Draghi, dass sich die Risikobalance verbessere. Der EZB-Rat hielt aber daran fest, dass aus seiner Sicht aktuell die Abwärtsrisiken weiter dominieren – auch wenn sich diese zuletzt “abgeschwächt” hätten.