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EZB hält fest an Review-Zeitplan

Börsen-Zeitung, 11.9.2020 ms Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) will sich von dem historischen Strategieschwenk der US-Notenbank Fed nicht unter Druck setzen lassen und hält am bisherigen Zeitplan für ihre eigene Strategieüberprüfung...

EZB hält fest an Review-Zeitplan

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) will sich von dem historischen Strategieschwenk der US-Notenbank Fed nicht unter Druck setzen lassen und hält am bisherigen Zeitplan für ihre eigene Strategieüberprüfung fest. Dieser sieht den Abschluss der Review erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 vor. Das hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde gestern nach der Zinssitzung des EZB-Rats klargemacht.US-Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst angekündigt, dass die Fed in Zukunft ein durchschnittliches Inflationsziel verfolgen will (“Average Inflation Targeting”). Statt jedes Jahr aufs Neue 2 % anzuvisieren, wird sie über einen bestimmten Zeitraum im Schnitt 2 % anstreben und Verfehlungen in der Zukunft ausgleichen. Konkret läuft das nach Jahren unterhalb des 2-Prozent-Ziels auf Jahre mit Raten oberhalb von 2 % hinaus. Damit wird die ultralockere Geldpolitik auf Jahre zementiert.Mit der Ankündigung der Fed nimmt der Druck auf andere Notenbanken und nicht zuletzt die EZB zu, ihre Strategie zu überdenken und sich zu überlegen, wie die Geldpolitik womöglich noch länger locker bleiben kann. Ex-EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sagte gestern der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Euro-Hüter ihre Strategieüberprüfung beschleunigen müssten.Die EZB hatte Anfang 2020 angekündigt, ihre Strategie erstmals seit 2003 grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. Die Corona-Pandemie hatte den ursprünglichen Zeitplan dann aber obsolet werden lassen. Lagarde untermauerte gestern, dass “jeder Stein herumgedreht” werden solle. Das Inflationsziel – “unter, aber nahe 2 %” – stehe dabei im Fokus.Unter den Euro-Hütern gibt es einige, die Sympathie für das Argument haben, nach einer langen Phase unterhalb des Inflationsziels eine Phase oberhalb des Ziels zu dulden oder gar anzustreben. Zugleich gibt es aber auch andere, wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann, die eine solche “Nachholstrategie” zumindest bislang abgelehnt haben.