EZB hält trotz Konjunkturflaute Kurs auf QE-Ende

Draghi untermauert Erwartung an Auslaufen der Käufe - Praet dämpft Spekulation auf neue Geldspritzen

EZB hält trotz Konjunkturflaute Kurs auf QE-Ende

ms Frankfurt – Trotz anhaltend schwacher Konjunktursignale steuert die Europäische Zentralbank (EZB) weiter auf ein Ende ihrer breiten Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) zu. Das signalisierten gestern sowohl EZB-Präsident Mario Draghi als auch EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Zugleich betonen EZB-Granden aber, dass die Geldpolitik auch nach dem QE-Ende konjunkturstützend bleiben müsse – und werde.Der EZB-Rat gehe weiter davon aus, dass die Anleihekäufe im Dezember 2018 auslaufen, sagte Draghi gestern bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament in Brüssel. Praet sagte beim 33. Internationalen Zinsforum in Frankfurt, dass es “sehr wahrscheinlich” sei, dass die Käufe Ende des Jahres beendet werden.Die Aussagen kommen rund zweieinhalb Wochen vor der wegweisenden Sitzung des EZB-Rats am 13. Dezember. Dann muss das Gremium endgültig entscheiden, ob die QE-Nettokäufe beendet werden oder nicht. Zugleich hat der Rat wichtige Entscheidungen zu den vorerst weiterhin geplanten Reinvestitionen auslaufender QE-Wertpapiere avisiert. Zudem gibt es Spekulationen, der Rat könne seinen Ausblick für die Leitzinsentwicklung, die sogenannte Forward Guidance, ändern. Wachstumsausblick im FokusDer EZB-Rat avisiert seit dem Sommer, die QE-Käufe Ende 2018 einzustellen. Zugleich hat er in Aussicht gestellt, bis weit ins Jahr 2019 hinein an den rekordniedrigen Leitzinsen festzuhalten. Die Abschwächung der Euro-Wirtschaft und erhöhte Risiken hatten aber Spekulationen geschürt, die EZB könne noch vorsichtiger agieren. Im dritten Quartal war die Euro-Wirtschaft nur noch um 0,2 % gewachsen und die deutsche sogar geschrumpft. Stimmungsindikatoren am Freitag und gestern dämpften zudem die Hoffnung auf merklich mehr Wachstum zum Jahresende.Draghi und Praet spielten die Wachstumsverlangsamung nun aber erneut herunter und verwiesen auf temporäre Faktoren. Praet sagte wie zuvor schon, dass die EZB durch die Volatilität der Daten “hindurchschauen” müsse. Zugleich betonten beide zwar, dass die Risiken und die Unsicherheit zugenommen hätten. Das reicht aber offenbar noch nicht aus, um das QE-Ende hinauszuzögern.Sollte der EZB-Rat die Lage pessimistischer einschätzen als vorher, erscheint es wahrscheinlicher, dass er die Erwartung für den Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung nach hinten verschiebt. Derzeit besagt die Forward Guidance, dass die Leitzinsen “mindestens über den Sommer 2019” nicht erhöht werden sollen. EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger sagte indes nun der Nachrichtenagentur AFP, dass “womöglich im Sommer oder Herbst” 2019 ein erster Zinsschritt anstehe.Zur Reinvestitionsstrategie sagte Praet, dass es richtig sei zu erwarten, dass der EZB-Rat im Dezember klarer macht, für wie lange er an der Wiederanlage fälliger Gelder festhalten will. Die Markterwartung liegt derzeit bei zwei bis drei Jahren. EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hatte sich damit im Oktober im Interview der Börsen-Zeitung zufrieden gezeigt (vgl. BZ vom 9. Oktober).Praet dämpfte Spekulationen auf baldige, neue langfristige EZB-Liquiditätsspritzen für Banken. Für eine solche Entscheidung sei es zu früh. Der EZB-Rat wolle zwar für eine gute Liquiditätsausstattung der Banken sorgen. Das könne vorerst aber auch durch die Reinvestitionen sichergestellt werden. Zuletzt hatten Spekulationen auf neue Geldspritzen zugenommen (vgl. BZ vom 31. Oktober). Kritiker argwöhnen, das wäre eine verkappte Hilfspolitik für Italien.