ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit dem gestern veröffentlichten Protokoll ihrer Juli-Sitzung Spekulationen befeuert, dass sie bei ihrem geldpolitischen Treffen im September ein breites Lockerungspaket vorlegen wird. Zugleich gingen aber laut dem Protokoll zumindest im Juli die Meinungen, wie dieses Paket aussehen sollte, noch auseinander. Umstritten ist etwa eine Neuauflage breiter Nettowertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE).Der EZB-Rat hatte im Juli die Hürde für eine weitere Lockerung seiner ohnehin bereits sehr expansiven Geldpolitik sehr niedrig gelegt. Als Begründung hatte er auf den sich verschlechternden Wirtschaftsausblick und die nicht in Fahrt kommende Inflation verwiesen. Als sicher gilt an den Märkten inzwischen eine weitere Senkung des Einlagenzinses von aktuell -0,4 %. Zugleich nehmen die Erwartungen auf ein QE-Revival zu.Das gestern veröffentlichte Protokoll untermauerte zum einen noch einmal die große Besorgnis der EZB über den Wachstums- und Inflationsausblick. Zum anderen machte es deutlich, dass die Euro-Hüter bereits detaillierter über einzelne Maßnahmen diskutiert haben. Dabei wurde laut Protokoll auch die Sicht vertreten, dass die Erfahrung gezeigt habe, “dass ein beispielsweise aus Zinssenkungen und Ankäufen von Vermögenswerten bestehendes Maßnahmenpaket effektiver sei als eine Abfolge selektiver Maßnahmen”.Zugleich gab es aber auch Vorbehalte – etwa gegen QE. So argumentierten einige Notenbanker, dass die Laufzeitprämie langfristiger Euro-Anleihen bereits länger niedrig seien und das Risiko einer ungerechtfertigten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve höher sei als am langen Ende. Zudem wurde mit Blick auf eine weitere Senkung des Einlagenzinses von einigen angezweifelt, dass ein angedachter Staffelzins (“Tiering”) geeignet ist, die negativen Auswirkungen des negativen Einlagenzinses auf die Bankenprofitabilität deutlich abzumildern.