EZB kauft so viele Anleihen wie nie

Eurosystem erwirbt im Juni Papiere für knapp 160 Mrd. Euro

EZB kauft so viele Anleihen wie nie

ms Frankfurt – Im Kampf gegen die Coronakrise und die Jahrhundertrezession im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni so viele Anleihen gekauft wie nie zuvor. Insgesamt erwarben die Euro-Notenbanken Wertpapiere im Volumen von knapp 160 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. Der bisherige Rekord hatte bei gut 154 Mrd. Euro gelegen – erreicht im Mai. Gegen Ende Juni gingen die Käufe aber spürbar zurück, und in den nächsten Wochen könnte die EZB das Tempo generell etwas drosseln.Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat der EZB-Rat zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen und insbesondere Mitte März das inzwischen auf 1,35 Bill. Euro aufgestockte Corona-Notfallankaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) aufgelegt. Die Geldflut soll die Wirtschaft und damit die Inflation ankurbeln. Der Kurs ist aber keineswegs unumstritten – nicht zuletzt in Deutschland. Für besonders viel Kritik sorgt, dass die EZB mit PEPP kaum verhohlen einzelne Länder wie Italien vor dem finanziellen Kollaps bewahren will. Kritiker werten das als monetäre Staatsfinanzierung, die laut EU-Vertrag verboten ist.Im Zuge von PEPP erwarb das Eurosystem nun im Juni Anleihen im Wert von 120,3 Mrd. Euro. Eine Aufschlüsselung der Käufe auf einzelne Marktsegmente oder nach einzelnen Euro-Ländern gab es gestern nicht. Das veröffentlicht die EZB nur alle zwei Monate rückwirkend. Im Zeitraum Ende März bis Ende Mai hatten die Euro-Notenbanken im Zuge von PEPP vor allem Staatsanleihen und überproportional italienische Schuldtitel erworben. Zukunft von PEPP im FokusInsgesamt hat das Eurosystem im Zuge von PEPP bislang Papiere im Wert von 365,7 Mrd. Euro erworben. Das entspricht mehr als einem Viertel des angesetzten Volumens von 1,35 Bill. Euro. In dem Tempo wäre der Rahmen vor dem bisherigen Enddatum Juni 2021 ausgereizt. Eine Option wäre eine abermalige Aufstockung, wie sie in der Tat viele Experten erwarten. Eine andere Möglichkeit wäre, das Tempo zu drosseln. In der Woche bis vergangenen Mittwoch lagen die PEPP-Käufe bei rund 20,2 Mrd. Euro – deutlich niedriger als zuvor. Zuletzt hatten einige Notenbanker auch mit Aussagen aufhorchen lassen, dass der PEPP-Rahmen nicht voll ausgeschöpft werden müsse. Die Finanzmärkte hatten sich zuletzt etwas beruhigt.Auf das reguläre Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme) entfielen im Juni 38,8 Mrd. Euro und davon 29,8 Mrd. Euro auf das Staatsanleihekaufprogramm PSPP (Public Sector Purchase Programme). Im März hatte der EZB-Rat zusätzlich zu den monatlichen APP-Käufen von 20 Mrd. Euro eine temporäre Aufstockung um 120 Mrd. Euro bis Ende 2020 beschlossen.Innerhalb des PSPP entfielen im Juni knapp 46,7 % auf französische Staatsanleihen – was weit oberhalb des Anteils des Landes am Kapitalschlüssel liegt. Auf deutsche Titel entfielen nur 1,3 %. In der EZB heißt es, dass es bei den Zahlen starke monatliche Schwankungen gebe.