EZB kommt wegen Coeuré-Rede unter Druck

EU-Ombudsfrau fordert Informationen

EZB kommt wegen Coeuré-Rede unter Druck

Reuters Frankfurt – Die jüngste Kommunikationspanne der Europäischen Zentralbank (EZB) nach der marktbeeinflussenden Rede von EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré hat die EU-Bürgerbeauftragte auf den Plan gerufen. Ombudsfrau Emily O’Reilly forderte EZB-Chef Mario Draghi in einem Schreiben auf, die verspätete Veröffentlichung der Rede von Coeuré aufzuklären (vgl. BZ vom 22. Mai).Innerhalb von zwei Wochen solle Draghi sie und die Öffentlichkeit unterrichten. Coeuré habe “potenziell marktsensible Informationen” anscheinend einem begrenzten Empfängerkreis bekannt gemacht, kritisierte O’Reilly. Der EZB-Direktor hatte am 18. Mai in London eine Rede gehalten. An der geschlossenen Veranstaltung hatten Vertreter von Hedgefonds wie Brevan Howard und von großen Bankhäusern wie Goldman Sachs und Citi teilgenommen. Medien waren nicht zugelassen. Coeurés Rede veröffentlichte die EZB am nächsten Morgen. Doch schon während der Veranstaltung war der Euro-Kurs zum Dollar deutlich gefallen. Die EZB war wegen der Rede Coeurés in die Kritik geraten. Er habe wichtige Details zum großangelegten Anleihenkaufprogramm einem nur kleinen Kreis von Marktteilnehmern genannt, bemängelten Anleger und Politiker.O’Reilly gab in dem auf Mittwoch datierten Schreiben an, die verspätete Veröffentlichung sei von der EZB mit einem internen Prozessfehler begründet worden. Sie forderte Draghi auf, binnen zwei Wochen die Vorkommnisse detailliert zu erläutern. Zudem solle sichergestellt werden, dass sich Ähnliches nicht wiederhole und sie nicht aktiv werden müsse. Die EZB äußerte sich gestern nicht zu dem Schreiben. O’Reilly untersucht Beschwerden über Missstände in den Organen und Einrichtungen der EU.