EZB legt in Debatte über digitalen Euro nach

Panetta und Bindseil werben für zweistufiges Kontenmodell - Unterschiedliche Ansichten im EZB-Rat

EZB legt in Debatte über digitalen Euro nach

ms Frankfurt – Für den Fall der Einführung eines digitalen Euro machen sich EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta und EZB-Generaldirektor Ulrich Bindseil für ein zweistufiges Kontenmodell stark. Das solle einerseits verhindern, dass Banken ihre Intermediatonsrolle als Vermittler am Kapitalmarkt verlieren, und andererseits dem Risiko eines digitalen Bank Run in Krisenzeiten vorbeugen, schrieben Panetta und Bindseil in einem gestern veröffentlichten Gastbeitrag auf der Internetseite VoxEU. Zudem solle das Modell der Tatsache Rechnung tragen, dass eine Negativzinspolitik nicht vereinbar sei mit der unbegrenzten Bereitstellung digitalen, nicht-verzinsten Zentralbankgeldes.Im Kern sieht der Vorschlag ein zweistufiges Kontensystem mit einer Art Gehaltskonto für den Zahlungsverkehr und einem für Überschussliquidität vor. Für das Gehaltskonto solle eine Obergrenze von 3 000 Euro gelten. Das entspreche dem durchschnittlichen Nettoeinkommen im Euroraum. Der Zins solle mit dem Leitzins variieren, aber niemals unter 0 % sinken. Auch der Zins für die Überschussliquidität solle mit dem Leitzins variieren, aber so angesetzt werden, dass das unattraktiv für die Wertaufbewahrung sei. Im Grunde entspricht das dem Modell, das Bindseil, zuständig für Marktinfrastruktur und Zahlungsverkehr, bereits zu Jahresbeginn erarbeitet hat (vgl. BZ vom 7. Januar). Durch die Co-Autorenschaft von Panetta erhält der Vorschlag aber noch mehr Gewicht.Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Freitag einen Bericht der Taskforce des Eurosystems zum digitalen Euro veröffentlicht und die Arbeit an dem Projekt forciert. Auch wenn betont wurde, dass der EZB-Rat noch keine Entscheidung über die Einführung eines digitalen Euros getroffen habe, wurde das verbreitet als entscheidender Schritt in diese Richtung interpretiert. Die EZB eröffnet am 12. Oktober ein öffentliches Konsultationsverfahren und startet eine interne Testphase. Eine Hauptsorge ist, dass sich ein digitaler Euro negativ auf das Bankgeschäft auswirken oder in finanziellen Stresssituationen zu Instabilität führen könnte. Diese Sorgen versuchen Panetta und Bindseil nun zu dämpfen. Bericht vorgelegtDer umfassende Bericht der Taskforce analysiert die Vorteile und Risiken eines digitalen Euro und skizziert Szenarien, in denen die Einführung erwogen werden sollte – etwa bei einem weiteren Rückgang der Bargeldnutzung oder bei der Einführung privater oder staatlicher Digitalwährungen in anderen Ländern. Chinas Zentralbank etwa macht bei dem Thema Tempo. Es gehe jetzt darum, vorbereitet zu sein, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Es gelte sicherzustellen, dass der Euro “fit für das digitale Zeitalter” ist.Im EZB-Rat gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten, ob und wie schnell ein digitaler Euro kommen sollte. So mahnte Bundesbankpräsident Jens Weidmann erst vor kurzem erneut zur Vorsicht. Ein digitaler Euro für jedermann biete zwar einige neue Möglichkeiten, berge aber auch Risiken (vgl. BZ vom 12. September). Das bedürfe einer intensiven Analyse und Diskussion. Dagegen mahnt etwa Frankreichs Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau zur Eile. – Leitartikel Seite 8