EZB-Lockerungskurs trägt Früchte
lz Frankfurt – Die unkonventionelle Geldpolitik der EZB mit Negativzinsen und dem Aufkauf von Staatsanleihen scheint inzwischen auf die Realwirtschaft durchzuwirken. Die Banken in der Eurozone reichen jedenfalls immer mehr von dem billigen Zentralbankgeld an die Unternehmen weiter. Das geht aus den jüngsten Daten zur Geldmengenentwicklung im Euroraum hervor, welche die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlicht hat. Im April vergab der Finanzsektor danach 1,2 % mehr Darlehen an Firmen der Realwirtschaft als noch im Vorjahr. Das ist der kräftigste Anstieg seit November 2011. Im März hatten sie noch 1,1 % und im Februar 1,0 % mehr Kredite an Unternehmen ausgehändigt.Das jährliche Wachstum der gesamten Kreditvergabe außerhalb der Finanzbranche stieg von 3,1 auf 3,3 %. An öffentliche Haushalte wurden 10,4 % (Vormonat: 10,1 %) mehr Kredite vergeben, der private Sektor erhielt von den Geldhäusern 1,5 % mehr Darlehen als im gleichen Vorjahresmonat. Wie der neuen Statistik zu entnehmen ist, haben auch die Verbraucher deutlich mehr Darlehen erhalten (+ 5,3 %), was darauf hindeutet, dass die Konsumausgaben deutlich gestiegen sein dürften. Aber auch in den Immobiliensektor floss mehr Kredit (+ 2,3 %).Der Kreditzyklus drehe weiter ins Positive, kommentierte Johannes Mayr, Volkswirt bei der Bayerischen Landesbank. “In jedem Fall geben die heutigen Daten der EZB Rückenwind, auf ihrer Juni-Sitzung in dem aktuellen ,Wir-müssen-mehr-Geduld-haben`-Modus zu verharren und zunächst keine weiteren Lockerungen in Aussicht zu stellen.” Der EZB-Rat trifft sich am Donnerstag in Wien zu seiner Zinssitzung. M 3 wächst langsamerSeit mehr als einem Jahr erwirbt die EZB Staatsanleihen der Euro-Länder in großem Stil. Waren es zunächst 60 Mrd. Euro im Monat, sind es inzwischen 80 Mrd. Euro. Damit will die EZB die Anleihe-Renditen drücken. Banken sollen zur verstärkten Kreditvergabe an Unternehmen und Privathaushalte gedrängt werden. Das soll der Konjunktur auf die Sprünge und auf diese Weise auch der Inflation aus dem negativen Territorium helfen (siehe gesonderten Bericht).Die für die Eurozone wichtige Geldmenge M 3 ist im April mit 4,6 % nicht mehr so stark gewachsen wie im März mit 5,0 %. M 3 umfasst u.a. Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren Laufzeit. Das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M 1 schwächte sich ebenfalls ab auf 9,7 % nach 10,1 % im März. M 1 gilt aufgrund seines hohen Anteils an kurzfristig verfügbaren Einlagen als recht guter Konjunkturindikator.