EZB mindert Konjunkturskepsis

ZEW-Erwartungsindex profitiert offensichtlich von Plänen der Notenbank für Anleihenkäufe

EZB mindert Konjunkturskepsis

Die Konjunktursorgen in Deutschland und vor allem im Euroraum als Ganzem nehmen ab. Vor dem Hintergrund der jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Aufkauf von Anleihen hochverschuldeter Euro-Staaten und dem darauf folgenden Kursfeuerwerk an den Finanzmärkten sehen institutionelle Anleger und Analysten etwas weniger skeptisch in die Zukunft.ks Frankfurt – Der Erwartungsindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) rückte für Deutschland im September gegenüber August um 7,3 Punkte etwas stärker als erwartet vor. Das Stimmungsbarometer steht nun bei minus 18,2 Zählern, wie die Mannheimer Konjunkturforscher mitteilten. Volkswirte hatten mit einer geringfügig kleineren Verbesserung um 5,5 Zähler gerechnet.Für eine deutlich positive Überraschung sorgten die ZEW-Konjunkturerwartungen für den Euroraum. Diese hellten sich auch erheblich kräftiger auf als diejenigen für Deutschland. Der Euroland-Erwartungsindex sprang um 17,4 auf minus 3,8 Punkte. Von den Auguren war dagegen mit einer prognostizierten Zunahme um gerade mal 2 Zehntelpunkte ein praktisch unveränderter Indikator erwartet worden.Nochmals geringfügig schlechter eingestuft als in der Augustumfrage wurde dagegen die aktuelle Konjunkturlage sowohl in der Eurozone als auch in ihrer größten Einzelvolkswirtschaft, Deutschland. Für Letztere erbrachte die Septemberumfrage des ZEW unter gut 260 Analysten und institutionellen Anlegern einen Rückgang um 5,6 auf 12,6 Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum blieb im September bei einem Minus von1,2 Punkten zum Vormonat wenig verändert. Er befindet sich mit seinem Wert von minus 76,3 Punkten aber tief im negativen Bereich. Der Index liegt damit auf seinem niedrigsten Niveau seit drei Jahren.Der ZEW-Erwartungsindex für Deutschland ist erstmals nach vier Rückgängen in Folge wieder gestiegen. Das Ende der Talfahrt im September legt nach Einschätzung von ZEW-Präsident Wolfgang Franz nahe, dass die Konjunkturabschwächung nach Auffassung der befragten Finanzmarktexperten eher moderat ausfallen wird. “Zu der Verbesserung des konjunkturellen Ausblicks dürfte die Ankündigung der Anleihekäufe seitens der EZB, so problematisch diese auch sind, beigetragen haben”, meinte Franz. “Allerdings ist die Schuldenkrise noch nicht gelöst und die Konjunkturrisiken sind nach wie vor virulent.” Der noch immer negative Wert des Indikators zeige, dass die Finanzmarktexperten mit einer weiteren Abkühlung der deutschen Konjunktur auf Sicht von sechs Monaten rechneten. Eine merkliche Veränderung des Antwortverhaltens der befragten Experten vor und nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM konnte das ZEW laut eigenen Angaben nicht beobachten. Vorteil für DeutschlandDie jüngste Aufhellung des ZEW-Konjunkturindikators ist auch nach dem Dafürhalten der Commerzbank eine Folge der Beschlüsse der EZB, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen. Durch die EZB-Ankündigung sei das Hauptrisiko für die deutsche Wirtschaftsentwicklung deutlich geringer geworden: ein Auseinanderbrechen der Währungsunion. “Dieses Risiko war in den letzten Monaten der gewichtigste Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft. Fällt dieser weg, dürften sich die seit einem Jahr fallenden Ausrüstungsinvestitionen erholen und die deutsche Wirtschaft wieder wachsen”, schreibt Commerzbank-Volkswirtin Ulrike Rondorf. Denn die Rahmenbedingungen von Seiten der Geldpolitik, des Wechselkurses und der Weltwirtschaft seien weiterhin sehr gut: “Die abebbende Krise dürfte den nächsten kräftigen Aufschwung der deutschen Wirtschaft auslösen.”Aline Schuiling von ABN Amro geht Reuters zufolge davon aus, dass trotz der positiven Reaktionen auf die EZB-Ankündigung ihres neuen Staatsanleihenkaufprogramms die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte nur moderat wachsen wird. Denn die Exporte und der Industriesektor “werden weiter die Folgen der schwachen Konjunktur in der Eurozone und das maue Wachstum beim Welthandel spüren”.Für Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus bilden die Maßnahmen der EZB die Basis für eine längerfristige Beruhigung der Märkte, auch wenn man sich angesichts der Reaktion der Finanzmärkte auf die angekündigten Maßnahmen der EZB “etwas mehr hätte erwarten können. Die Leute bleiben skeptisch.”