EZB-SITZUNG IM FOKUS

EZB-Papier heizt Debatte über Euro-Stärke an

Börsen-Zeitung, 28.10.2020 ms Frankfurt - Die breit angelegten Anleihekaufprogramme (Quantitative Easing, QE) der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) haben große und dauerhafte Auswirkungen auf den Euro-Dollar-Wechselkurs. Auch...

EZB-Papier heizt Debatte über Euro-Stärke an

ms Frankfurt – Die breit angelegten Anleihekaufprogramme (Quantitative Easing, QE) der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) haben große und dauerhafte Auswirkungen auf den Euro-Dollar-Wechselkurs. Auch die stärkere Bilanzausweitung der Fed in der Coronakrise ist ein wesentlicher Treiber der Euro-Aufwertung in diesem Jahr gewesen. Zu diesen Ergebnissen kommt ein jetzt von der EZB publiziertes Forschungspapier. Der Wechselkurs sei ein wichtiger Transmissionskanal der Geldpolitik, heißt es darin – auch wenn die EZB kein Wechselkursziel verfolge.Die Ergebnisse sind in doppelter Hinsicht von besonderem Interesse. Einerseits dürften sie die grundsätzliche Debatte darüber befeuern, inwieweit die Zentralbanken mit ihren QE-Käufen Politik zu Lasten anderer machen, weil sie der eigenen Volkswirtschaft über eine Abwertung der Landeswährung Wettbewerbsvorteile verschaffen (“Beggar-thy-neighbour-Politik”). US-Präsident Donald Trump etwa hatte die EZB wiederholt scharf attackiert, als diese vor der Coronakrise an einer deutlich lockereren Geldpolitik festhielt als die Fed zu dieser Zeit.Andererseits hat die deutliche Aufwertung des Euro zum Dollar seit dem Frühjahr – zeitweise auf mehr als 1,20 Dollar – die Diskussion in der EZB zusätzlich verstärkt, ob es nötig sei, die Geldpolitik erneut zu lockern. Marktteilnehmer erwarten fast unisono eine weitere Aufstockung des Corona-Notfallankaufprogramms PEPP (siehe nebenstehender Text). Bei der bislang letzten Zinssitzung im September hatte der EZB-Rat den Ton verschärft und den Wechselkurs explizit ins Visier genommen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte dagegen später im Interview der Börsen-Zeitung gemahnt, die Aufwertung nicht überzubewerten (vgl. BZ vom 8. Oktober).Laut den Schätzungen in dem jetzt veröffentlichten EZB-Forschungspapier führte in den Jahren 2008 bis 2019 eine typische expansive QE-Ankündigung durch die EZB oder die Fed in den folgenden neun Monaten zu einem Anstieg der entsprechenden Notenbankbilanz um etwa 20 % und im Gegenzug zu einer anhaltenden Abwertung des Wechselkurses um etwa 7 %. Die Abwertung sei auch nach 18 Monaten noch statistisch signifikant gewesen. Im Fall der EZB entspreche der Effekt in etwa einer unerwarteten Zinssenkung um 2 Basispunkte relativ zum US-Zins. Der entscheidende Mechanismus seien dabei die Risikoaufschläge auf Anlagen in der jeweiligen Währung.