EZB-Ratsmitglied Reinesch mahnt Reformeifer an

Luxemburger Zentralbankchef sieht kein Risiko einer Deflation in Euroland

EZB-Ratsmitglied Reinesch mahnt Reformeifer an

ms Frankfurt – EZB-Ratsmitglied Gaston Reinesch hat weitere entschiedene Reformanstrengungen in den Euro-Krisenländern und auf EU-Ebene angemahnt – vor allem auch, um sich für neue Gefahren zu wappnen. Die Eurozone sei auf dem richtigen Weg, es gebe aber noch viel zu tun, sagte der luxemburgische Zentralbankchef der Börsen-Zeitung. “Je weiter wir vorankommen, umso einfacher wäre es auch, mögliche neue Schocks zu absorbieren”, sagte Reinesch: “Jetzt nachzulassen wäre deshalb ein sehr großer Fehler.”In der Eurozone hat sich Reformmüdigkeit breitgemacht. Hintergrund ist nicht zuletzt, dass sich die akute Euro-Krise an den Finanzmärkten beruhigt und die Euro-Wirtschaft aus der Rezession gefunden hat. Zugleich gibt es aber neue Risiken wie die Krise in den Schwellenländern oder mögliche neue Turbulenzen an den Finanzmärkten.Reinesch warnte davor, allein auf die Europäische Zentralbank (EZB) zu hoffen. Die Notenbank habe ihren Beitrag geleistet, die Lage zu beruhigen und neuen Schwung in die Wirtschaft zu bringen: “Man darf aber auch nicht zu viel von der Geldpolitik fordern und erwarten.”Kurz vor einer wegweisenden Sitzung der EZB am 6. März untermauerte Reinesch, dass aus Sicht der Notenbank keinerlei Risiko für eine Deflation im Euroraum bestehe. Vor allem der Internationale Währungsfonds warnt vor der Gefahr eines solchen breiten Preisrückgangs und drängt die EZB, aggressiver zu sein. “Von entscheidender Bedeutung ist, dass wir aktuell kein Risiko einer Deflation sehen”, so Reinesch.Er räumte zwar ein, dass die Inflation noch einige Zeit sehr gering sein werde. Entscheidend sei aber, dass sie mittelfristig wieder in Richtung des EZB-Zielwerts von knapp unter 2 % klettere. Er signalisierte, dass dies durchaus auch ein wenig länger dauern dürfte. Dem EZB-Konzept der mittleren Frist liege “keine starr definierte Zeitspanne” zugrunde: “Es sieht vielmehr, auch abhängig von der Art der jeweiligen Schocks, eine gewisse Flexibilität in Bezug auf den zeitlichen Rahmen vor.”Erfreut äußerte er sich dazu, dass das Wachstum in der Eurozone Ende 2013 angezogen hat. Er zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es dieses Jahr auch eine Trendwende bei der Kreditvergabe geben werde.—– Interview Seite 5