EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann plädiert für weitere deutliche Zinserhöhungen
EZB-Ratsmitglied plädiert für weitere deutliche Zinsschritte
Holzmann: Inflationstrend ist nicht gebrochen – Schnellerer Bilanzabbau
ms Frankfurt
Interview Seite 7Wenn wir jetzt nicht energisch genug handeln, vergrößert sich das Inflationsproblem nur weiter.
Robert Holzmann
EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann warnt eindringlich davor, im Kampf gegen die hohe Inflation zu früh nachzulassen, und dringt deshalb auf weitere deutliche Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). „Wenn wir jetzt nicht energisch genug handeln, vergrößert sich das Inflationsproblem nur weiter und wir müssen am Ende noch strikter agieren. Das käme alle teurer zu stehen“, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung. Holzmann spricht sich deshalb aktuell für eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Mai aus und plädiert auch über Mai hinaus für weitere „spürbare“ Schritte. Mit Blick auf die Diskussionen im EZB-Rat sagt Holzmann: „Es gibt im EZB-Rat ein großes gemeinsames Verständnis dafür, dass wir bei den Leitzinsen das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben.“
Der EZB-Rat hatte Mitte März seine Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte erhöht, womit sich die Zinsanhebungen seit Juli vergangenen Jahres auf insgesamt 350 Basispunkte summieren – was seit der Euro-Einführung 1999 beispiellos ist. Zum weiteren Zinskurs hatte sich der EZB-Rat aber anders als zuvor sehr bedeckt gehalten. Einerseits ist die Inflation weiter ein großes Problem. Andererseits hat das Bankenbeben im März Sorgen vor einer zu starken Straffung geschürt. Zuletzt hatten sich Euro-Notenbanker durchaus unterschiedlich zu weiteren Zinserhöhungen geäußert.
Lieber zu viel als zu wenig tun
Für Holzmann ist dagegen klar, dass es eine weitere deutliche Straffung braucht. Die Inflation sei „sehr hartnäckig“ und „der Inflationstrend noch nicht gebrochen“. „Das spricht meines Erachtens dafür, dass wir weiter entschlossen handeln und die Leitzinsen weiter spürbar anheben müssen, auch über Mai hinaus“, so Holzmann. Mit Blick auf die Mai-Sitzung sagt er: „Die Hartnäckigkeit der Inflation spricht aus meiner Sicht derzeit für erneut 50 Basispunkte.“ Bis zur Mai-Sitzung müssten aber alle Daten genau analysiert werden, ob die Bankenturbulenzen dauerhafte Folgen für die Finanzierungsbedingungen und die Kreditvergabe haben.
“Die Gefahr, zu wenig zu tun und die Inflation zu perpetuieren, ist meines Erachtens derzeit größer als das Risiko, zu viel zu tun. In dem Fall könnten wir leichter wieder gegensteuern”, so Holzmann weiter. “Im Notfall muss auch eine Rezession in Kauf genommen werden.” Spekulationen auf baldige Zinssenkungen erteilt er eine klare Absage. Beim Abbau der EZB-Bilanz stellt er ab Juli ein höheres Tempo in Aussicht, falls es keine Probleme an den Märkten gibt: “Grundsätzlich haben wir alle eine Sympathie für eine schnelle Gangart.”