EZB scheut Exit-Signale für Anleihekaufprogramm

Notenbankchef Draghi hält Eurokonjunktur noch nicht für stabil genug - Ausstiegsdebatte erst "im Herbst"

EZB scheut Exit-Signale für Anleihekaufprogramm

lz/ku Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich weiter alle Optionen für einen Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik offen. Der EZB-Rat hatte bei seiner Sitzung am Donnerstag die Leitzinsen und die Anleihekäufe auf dem bisherigen Niveau belassen und auch keine konkreten Hinweise zu Zeitpunkt und Ausgestaltung eines möglichen geldpolitischen Kurswechsels gegeben. Eine Debatte hierzu wollen die Ratsmitglieder frühestens “im Herbst” führen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi und verwies darauf, dass in diesem Punkt Einmütigkeit im Rat geherrscht habe. Auch mögliche Komplikationen durch das Erreichen der Kaufschwelle von 33 % des Anleihevolumens des jeweiligen Landes im Laufe des nächsten Jahres waren Draghi zufolge “keine Thema”.Die Eurozone erlebe zwar “endlich eine robuste Erholung, worauf wir nur warten müssen, ist, dass die Löhne und Gehälter folgen”, sagte der EZB-Präsident. Es sei aber immer noch “ein erhebliches Ausmaß an Konjunkturförderung durch die Geldpolitik nötig”. Er bekräftigte auch die Zusicherung, dass das Anleihekaufprogramm im Hinblick “auf Umfang und/oder Dauer” sogar noch ausgeweitet werden könne, sollte dies nötig sein.Gleichwohl reichte offenbar schon die Erwartung, dass die EZB in näherer Zukunft die Zügel anziehen wird, dass der Euro an den Märkten kräftig zulegte. Die Gemeinschaftswährung sprang von zuvor 1,149 Dollar bis über 1,165 Dollar. Am Abend war der Euro dann für 1,163 Dollar zu haben, ein Anstieg gegenüber Vortag von 1 %. Der Bund-Future zeigte sich während der Draghi-Äußerungen volatil. Am Abend notierte er mit 161,94 %. Vor der EZB-Pressekonferenz stand er bei 161,64 %. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen befand sich am Abend mit 0,53 % in etwa auf Vortagsniveau. Den Dax hat die Erwartung einer zunächst weiter lockeren Geldpolitik zunächst gestützt; der Leitindex kletterte auf ein Tageshoch von 12 576 Punkten. Als dann Draghi aber anmerkte, im Herbst werde die Diskussion über die Zukunft des Anleihekaufprogramms geführt, sackte er wieder deutlich ab. Den Handel beendete er mit 12 447 Punkten in etwa auf Vortagsniveau. Der Euro Stoxx 50 büßte 0,1 % auf 3 497 Zähler ein.Der LKW-Zulieferer Jost-Werke hat im zweiten Anlauf den Sprung aufs Börsenparkett geschafft. Der erste Kurs lag mit 27,40 Euro bereits über dem Ausgabepreis von 27 Euro. Den Handel beendete die Aktie mit 28,30 Euro, ein Plus gegenüber dem Ausgabepreis von 4,8 %.—– Nebenstehender Kommentar- Leitartikel Seite 8- Berichte Seiten 7 und 11