EZB schließt Strategiecheck später ab

Jetzt zweite Jahreshälfte 2021 angepeilt - Virtueller Bürgerdialog im Oktober

EZB schließt Strategiecheck später ab

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre groß angelegte Strategieüberprüfung noch später abschließen als zuletzt gedacht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte gestern nach zweitägigen Beratungen des EZB-Rats, dass mit einem Abschluss wohl erst “in der zweiten Jahreshälfte 2021” zu rechnen sei. Zuletzt war als Termin Mitte 2021 genannt worden – nachdem die Review ursprünglich sogar schon Ende 2020 abgeschlossen sein sollte.Der EZB-Rat hatte Anfang des Jahres angekündigt, zum ersten Mal seit 2003 seine Strategie auf den Prüfstand zu stellen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet, weil damit wesentliche Weichen für die Zukunft der EZB gestellt werden dürften. In der Weltfinanzkrise, der Euro-Schuldenkrise und der Coronakrise hat die EZB zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen und frühere Tabus gebrochen – wie breite Staatsanleihekäufe. Vor allem in Deutschland ist der Kurs heftig umstritten.Dementsprechend sind auch kontroverse Debatten zu erwarten – innerhalb und rund um die Notenbank. Nicht zuletzt die Diskussion über das Inflationsziel verspricht viel Sprengstoff. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 % an. Auch im EZB-Rat ist aber umstritten, was das genau heißt. Zudem gibt es Diskussionen, wie symmetrisch das Ziel ist – ob also ein Unterschreiten genauso bekämpft gehört wie ein Überschreiten.Bereits im April hatte der EZB-Rat den ursprünglichen Terminplan geändert. In der Coronakrise seien die Beschlussorgane und Beschäftigten der EZB ganz darauf konzentriert, die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen, hieß es da zur Begründung. Lagarde verwies auch gestern auf die Viruskrise, als sie die neue Vertagung avisierte.Laut Lagarde soll es nun im September erste Treffen und Seminare des EZB-Rats zur Strategieüberprüfung geben. Ab dann will sich der Rat auch wieder physisch treffen, nachdem es zuletzt wegen Corona nur virtuelle Meetings gab. Die EZB will bei der Überprüfung auch den Dialog mit der breiten Gesellschaft suchen. Geplant ist dazu eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto “Das Eurosystem hört zu”. Die ursprünglich für den März in Brüssel geplante Auftaktveranstaltung soll nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Notenbankkreisen jetzt im Oktober stattfinden, allerdings rein virtuell.Lagarde hat unlängst erneut betont, dass sie auch darüber diskutieren will, wie die EZB den Klimawandel in ihrem Tun stärker berücksichtigen könne. In einem Interview mit der “Financial Times” sagte sie, dass sie dabei auch die billionenschwere Anleihekäufe der Notenbanken in den Blick nehmen wolle. Möglich ist beispielsweise eine Bevorzugung grüner Wertpapiere. Im EZB-Rat ist eine solche “grüne” Geldpolitik aber durchaus umstritten. Nicht zuletzt Bundesbankpräsident Jens Weidmann spricht sich gegen eine aktive Klimapolitik durch die EZB aus und warnt vor einer Überforderung.