EZB-Signale für ein Ende der QE-Käufe

Notenbanker liebäugeln mit Stopp des Nettoerwerbs in diesem Jahr - Euro-Kurs und Inflation im Fokus

EZB-Signale für ein Ende der QE-Käufe

ms Frankfurt – Aus dem EZB-Rat mehren sich die Signale für ein Ende der Nettoanleihekäufe gegen Ende des Jahres – und möglicherweise sogar schon nach Ende September 2018. Dabei sind es längst nicht mehr nur die Hardliner im geldpolitischen Entscheidungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB), die in diese Richtung argumentieren. Zum Jahreswechsel hatte bereits EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch im Interview der Börsen-Zeitung entsprechende Signale gesendet. Danach äußerte sich Merschs Kollege Benoît Coeuré ähnlich, und gestern stimmte Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny in den Chor ein.Im Oktober vergangenen Jahres hatte die EZB das Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) über Ende 2017 hinaus bis mindestens Ende September 2018 verlängert – wenn auch ab Januar mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von 30 Mrd. Euro statt 60 Mrd. Euro. Der Rat hatte aber explizit kein Enddatum gesetzt, sondern seine Bereitschaft betont, falls nötig nachzulegen. Insbesondere dieses offene Ende hatten Hardliner wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann kritisiert und deswegen gegen den Beschluss gestimmt. Mersch: Mehr ZuversichtNun aber nehmen die Stimmen zu, die auf ein Ende der Käufe gegen Ende des Jahres hindeuten. EZB-Direktoriumsmitglied Mersch hatte im Interview der Börsen-Zeitung die steigende Zuversicht des EZB-Rats betont, dass mit dem sich festigenden Wirtschaftsaufschwung auch die Inflation mittelfristig in Richtung des EZB-Ziels von unter, aber nahe 2 % steigen werde. Mit dieser steigenden Zuversicht tendiere aber die Wahrscheinlichkeit einer erneuten QE-Ausweitung “Richtung null”, sagte er. Zudem warnte er vor den Gefahren eines zu späten Ausstiegs (vgl. BZ vom 30.12.2017).Kurz darauf hatte Coeuré dem chinesischen Finanzmagazin “Caixon Global” gesagt, es gebe “eine realistische Chance”, dass die im Oktober beschlossene Verlängerung die letzte sei. EZB-Ratsmitglied Nowotny schließlich sagte gestern in der “Süddeutschen Zeitung”: “Wenn die Wirtschaft weiter so gut läuft, könnten wir das Anleihekaufprogramm 2018 auslaufen lassen.”Eine große Frage bleibt indes, ob die EZB nach September die Käufe auch auf einen Schlag aufhören lassen könnte oder ob sie diese in jedem Fall langsam auslaufen lässt – ein sogenanntes “Tapering”. EZB-Präsident Mario Draghi hatte nach der Oktober-Entscheidung signalisiert, dass es kein abruptes Ende geben werde. Nach der Dezember-Sitzung hatte er sich da zurückhaltender gezeigt. Das sei noch nicht diskutiert worden. Entscheidend ist diese Frage nicht so sehr wegen der zusätzlichen Käufe, sondern eher mit Blick auf mögliche Zinserhöhungen, die sich damit gemäß des EZB-Zinsausblicks (Forward Guidance) weiter in die Zukunft verschieben würden.Die Aussagen aus der EZB haben in den vergangenen Tagen maßgeblich mit dazu beigetragen, dass der Euro wieder zugelegt hat und auf über 1,20 Dollar geklettert ist. Eine anhaltende Aufwertung könnte neue Debatten im Rat auslösen, ob damit der Inflationspfad Richtung 2 % in Gefahr ist und die EZB noch vorsichtiger agieren und kommunizieren muss. Mit Spannung wird nun morgen eine erste Schätzung von Eurostat zur Inflation im Dezember erwartet. Volkswirte erwarten im Mittel einen Rückgang von 1,5 % auf 1,4 %.