EZB steuert bei Käufen auf neues Rekordvolumen zu

Mai wird 142-Mrd.-Euro-Marke aus dem April toppen

EZB steuert bei Käufen auf neues Rekordvolumen zu

ms Frankfurt – Das Eurosystem hat in der vergangenen Woche erneut Anleihen im Wert von mehr als 40 Mrd. Euro erworben und steuert damit im Mai auf ein absolutes Rekordkaufvolumen auf Monatssicht zu. In der Handelswoche bis vergangenen Mittwoch kauften die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken Papiere im Wert von gut 41,4 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. Der Großteil, nämlich knapp 39,7 Mrd. Euro, entfiel erneut auf Staatsanleihen und öffentliche Schuldtitel.In den vergangenen drei Handelswochen im Mai hat das Eurosystem damit nun bereits Titel in einem Gesamtvolumen von 129,5 Mrd. Euro gekauft. Im April hatten die Zentralbanken im Zuge des Pandemie-Notfallankaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) und des regulären Anleihekaufprogramms APP (Asset Purchase Programme) Anleihen im Gesamtwert von 141,9 Mrd. Euro erworben. Dieser Rekordwert seit Beginn breiter Anleihekäufe im März 2015 wird nun im Mai aller Voraussicht nach deutlich übertroffen.Mit den beispiellosen Anleihekäufen stemmt sich die EZB gegen die tiefste Rezession in der Geschichte der Währungsunion als Folge der Corona-Pandemie. Die Euro-Hüter zielen dabei aber auch kaum verhohlen darauf ab, besonders kriselnde Länder wie Italien vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren und so den Euroraum zusammenzuhalten. Kritiker argwöhnen, die EZB überschreite damit ihr Mandat und betreibe de facto monetäre Staatsfinanzierung, die der EU-Vertrag verbietet.Das Tempo der Käufe und die Tatsache, dass die Anleiherenditen kriselnder Euro-Staaten trotzdem wieder zugelegt haben, hatten zu Spekulationen geführt, dass die EZB noch einmal nachlegen muss. Jüngste Aussagen von Top-Euro-Notenbankern und das Sitzungsprotokoll von April befeuerten dann Erwartungen, dass der EZB-Rat bereits Anfang Juni das bislang 750 Mrd. Euro umfassende PEPP-Programm aufstocken könnte. Viele Beobachter spekulieren inzwischen auf eine Aufstockung um 500 Mrd. Euro und eine Verlängerung der Käufe ins Jahr 2021 hinein.Im Zuge von PEPP erwarb das Eurosystem in der Vorwoche Anleihen im Wert von rund 30,1 Mrd. Euro. Auf das APP-Programm entfielen rund 11,3 Mrd. Euro und davon der Großteil, nämlich 9,6 Mrd. Euro, auf öffentliche Schuldtitel. Die Zentralbanken dürften dabei insbesondere wieder stark italienische und andere Peripherie-Papiere erworben haben. Nächste Woche gibt es für die ersten beiden PEPP-Monate erstmals eine Aufschlüsselung der Käufe nach einzelnen Euro-Ländern. Diese Veröffentlichung war in der Notenbank heftig umstritten gewesen. Euro-Break-up-Index sinktDass die EZB trotz eines kritischen Urteils des Bundesverfassungsgerichts zu Anleihekäufen weiter unbeirrt in beispielloser Manier Wertpapiere aufkauft, trägt dazu bei, dass sich Anleger trotz aller Risiken für den Euroraum kaum Sorgen um ein Auseinanderbrechen der Währungsunion machen. Der entsprechende Euro-Break-up-Index von Sentix sank von 15,0 % im April auf nun 12,9 %. Dieser Wert besagt, dass zurzeit genau dieser Anteil der befragten Anleger mit dem Ausscheiden mindestens eines Landes aus der Eurozone innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet. “Eine Verschärfung der Eurokrise ist damit vorerst abgesagt”, hieß es dazu von Sentix.