Notenbank

Peinliche Panne bei EZB-Novum

Die EZB will die Bürger erstmals an der Gestaltung neuer Geldscheine beteiligen. Zum Auftakt läuft das aber schief – wegen der Technik.

Peinliche Panne bei EZB-Novum

Peinliche Panne bei EZB-Novum

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Die EZB will die Bürger erstmals per Umfrage an der Gestaltung neuer Geldscheine beteiligen. Zum Auftakt läuft das aber schief – wegen der Technik.

Es wird noch Jahre dauern, bis die nächste Serie an Euro-Banknoten in Umlauf kommt und die Menschen die Geldscheine in Händen halten – voraussichtlich erst 2026 sollen die nötigen Entscheidungen zum Zeitplan fallen. Aber bereits jetzt sind die Bürger aufgerufen, sich an der Gestaltung aktiv zu beteiligen – in einer Umfrage auf der Homepage der Europäischen Zentralbank (EZB). Wer allerdings gleich am Montag nach dem entsprechenden Aufruf der EZB zur Tat schreiten wollte, wurde enttäuscht: Mal führte der angegebene Link auf eine Seite der italienischen Notenbank, die „wegen Wartungsarbeiten“ nicht erreichbar war; mal war erst gar kein Verbindungsaufbau möglich.

Zum ersten Mal beteiligen die EZB und damit die nationalen Zentralbanken des Eurosystems die Bürger in der Währungsunion in dieser Form an der Gestaltung neuer Banknoten. Kritiker oder Spötter mögen nun einwenden, dass die Menschen in Zeiten hartnäckig hoher Inflation und zunehmender Rezessionsgefahren andere Sorgen haben als die Motive der Geldscheine in einigen Jahren. Tatsächlich, das zeigen Umfragen, haben immer mehr Menschen Probleme, im Alltag finanziell über die Runden zu kommen – auch wenn die Teuerung inzwischen etwas nachlässt.

Aber für die EZB ist das trotzdem der richtige Weg. „Unsere einheitliche Währung und unsere gemeinsame europäische Identität sind eng miteinander verbunden. Das soll der Leitgedanke unserer neuen Banknotenserie sein“, ließ sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag zitieren: „Wir möchten, dass die Menschen in Europa sich mit dem Design der Euro-Banknoten identifizieren können. Deshalb werden sie aktiv an der Auswahl des neuen Themas beteiligt sein.“

In der Umfrage können die Bürger nun zwischen sieben Themen auswählen, die der EZB-Rat vorausgewählt hat. Teilweise scheinen die Themen recht eindeutig und lassen klare Vorstellungen zu. Das gilt etwa für die Themen „Flüsse: Wasser des Lebens in Europa“ oder „Vögel: frei, widerstandsfähig, inspirierend“. Teilweise sind die Themen aber so abstrakt, dass es schwerfällt, sie zu fassen. „Ihnen gehört die Zukunft“ ist zum Beispiel ein Thema überschrieben, und in der kurzen Erklärung heißt es: „Die Ideen und Innovationen, die die Zukunft Europas bestimmen werden, sind tief in jeder und jedem von uns verwurzelt. Die für dieses Thema entworfenen Motive sind diejenigen, die diese kollektive Vorstellungskraft verkörpern, durch die wir unsere gemeinsame Zukunft aufbauen werden. Das Thema steht für das unbegrenzte Potenzial der Europäerinnen und Europäer.“

Ähnliches gilt auch für das Thema „Unser Europa, wir selbst“, wenn es da heißt: „Wir alle wachsen als Individuen auf, durch unsere Beziehungen zueinander aber auch als Teil einer Gemeinschaft. Wir haben unsere eigenen Geschichten und Identitäten, aber auch eine gemeinsame Identität als Europäerinnen und Europäer. Dieses Thema spiegelt die Freiheit, die Werte und die Offenheit der Menschen in Europa wider.“ „Europäische Kultur“, „Europäische Werte im Spiegel der Natur“ und „Hände: Gemeinsam bauen wir Europa“ heißen schließlich die anderen drei Themen.

Zeit bis Ende August

Lagarde selbst hatte im Februar 2022 vorgeschlagen, Gesichter berühmter Europäer zu zeigen – und namentlich Leonardo da Vinci, Ludwig van Beethoven und James Joyce erwähnt. So etwas ließe sich unter einem der kulturellen Themen als konkretere Idee realisieren. Allerdings dürfte es bei so wenigen Scheinen eine mindestens hitzige Debatte geben, wer gezeigt werden soll.

Die Umfrage soll nun noch bis zum 31. August laufen. Es gibt also noch Zeit, sich zu beteiligen – wenn die Umfrage denn mal läuft. Der EZB war die Panne am Montag jedenfalls extrem unangenehm. Schuld sei das “extrem hohe Interesse”, hieß es – verbunden mit dem Versprechen, die Probleme alsbald zu beheben.

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