EZB verteidigt Kauf von Unternehmensanleihen
ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich gegen die massive Kritik an ihrem Kaufprogramm für Unternehmensanleihen und zieht eine ungemein positive erste Bilanz der Maßnahme. Die Ankündigung des Corporate Sector Purchase Programme (CSPP) und die Käufe selbst hätten die Finanzierungskosten der Unternehmen im Euroraum deutlich gesenkt – und zwar nicht nur für jene Firmen, deren Bonds kauffähig sind, sondern auch für die, deren Anleihen die Notenbank aufgrund selbst gesetzter Regeln nicht kaufen kann, schreibt die EZB in einer gestern veröffentlichten Analyse aus ihrem neuen Wirtschaftsbericht. Zudem habe das Programm das Emissionsgeschäft deutlich belebt.Zugleich räumt die EZB in der Analyse aber ein, dass unter den bis Mitte Juli erworbenen Unternehmensanleihen im Wert von 10,4 Mrd. Euro gut 20 % eine negative Rendite aufgewiesen hätten, von bis zu – 0,3 %. Mit dem vorgelegten Tempo der Käufe hatte die EZB viele Marktbeobachter überrascht. Der größte Anteil der Käufe bis Mitte Juli entfiel auf Unternehmen aus dem Bereich Konsumgüter, gefolgt von Versorgern (siehe Grafik). Inzwischen hat die EZB bis Ende Juli Firmenbonds im Wert von gut 13,2 Mrd. Euro erworben.Die Analyse der EZB wird die Debatte über das Programm anheizen. Während die EZB felsenfest vom Erfolg überzeugt ist, nimmt nicht zuletzt in Deutschland die Kritik zu. Gegner warnen vor Markt- und Preisverzerrungen und werfen der EZB vor, Wirtschaftspolitik zu betreiben. Zudem tobt eine Diskussion über zunehmende Risiken in der Notenbankbilanz, zumal die EZB viele Titel mit zweifelhafter Bonität kauft. Diese Debatte dürfte angesichts eines Anteils von einem Fünftel Anleihen mit negativen Renditen zunehmen.Die EZB kommt in ihrer Bilanz nun zu dem Ergebnis, dass bereits die Ankündigung der Käufe im März zusammen mit den weiteren, damals beschlossenen Maßnahmen die Renditen von Unternehmensanleihen stark gedrückt habe. Das habe die Finanzierung der Unternehmen erleichtert. Einen “bemerkenswerten Effekt” habe es aber auch in jenen Segmenten des Marktes gegeben, die dominiert seien von nicht kauffähigen Papieren. Die EZB nennt als Beispiele Anleihen mit einer Bonität schlechter als Investment Grade und Papiere von Finanzinstituten, also etwa Bankanleihen. Kritiker monieren aber nicht zuletzt, dass die EZB mit ihren Käufen dafür sorgt, dass Risiken nicht mehr angemessen bepreist werden. Bei Bankanleihen gibt es indes immer wieder Spekulationen, die EZB könne dieses ins QE aufnehmen. Als Bankenaufseherin gilt es aber als problematisch, wenn sie den Instituten Risiken aus den Büchern nimmt.Die Renditen der mehr als 458 verschiedenen Anleihen von 175 Emittenten bis Mitte Juli lagen laut EZB zwischen – 0,3 % und oberhalb von 3 %. In Sachen Bonität erwarb die EZB Papiere zwischen AA und BBB – . Die Aufteilung auf die Ratings spiegele die Verteilung im kauffähigen Universum wider. Der EZB reicht es allerdings, wenn eine Anleihe bei einer Ratingagentur mindestens BBB – hat. Das führt dazu, dass sie auch Papiere gekauft hat, die bei einigen Bonitätswächtern als Ramsch gelten.Erfreut zeigen sich die Euro-Hüter auch davon, dass die Unternehmen wieder mehr Anleihen begeben. Nach einem schlechten Jahresstart habe sich das Volumen im zweiten Quartal – nach der CSPP-Ankündigung – erheblich erholt.