EZB verteidigt Käufe von Unternehmensanleihen

Bericht: Auch kapitalmarktferne Firmen profitieren

EZB verteidigt Käufe von Unternehmensanleihen

lz Frankfurt – Das umstrittene Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) für Unternehmensanleihen hat sich nicht nur für die am Kapitalmarkt aktiven Firmen günstig ausgewirkt, sondern färbt auch auf jene ab, die von einer Bankfinanzierung abhängig sind. Das betont die EZB in ihrem neuen Wirtschaftsbericht. Kritiker monieren, dass vor allem die großen Konzerne davon profitieren, weil sie direkt mit sinkenden Zinskosten rechnen könnten, alle anderen gingen leer aus.Die EZB spricht indes von “positiven Übertragungseffekten” auf kleine und mittlere Unternehmen. Wenn sich große Unternehmen verstärkt über Anleihen und nicht über Bankkredite finanzierten, setze dies in den Bankbilanzen Kapazitäten für die Kreditvergabe an alle anderen Firmen frei. Die EZB-Ökonomen verweisen auf die bereits leichtere Verfügbarkeit von Bankdarlehen und die auch im Bankbereich gesunkenen Zinsen. Die Transaktionen sind Teil des inzwischen auf 2,28 Bill. Euro angelegten Wertpapier-Kaufprogramms, mit dem die EZB Inflation und Wachstum ankurbeln will. Unternehmen können sich dann günstiger finanzieren, was der Wirtschaft neue Impulse geben soll.Bis zum 7. Juni nahmen die Währungshüter Firmenanleihen im Volumen von 92 Mrd. Euro in ihre Bücher. Rund 15 % der Titel kaufte die Notenbank bereits bei der Emission. Überwiegend griff die EZB dabei auf Papiere aus Frankreich und Deutschland zu, wobei französische Bonds (30 % des EZB-Bestandes) stärker herangezogen wurden als deutsche (25 %). 12 % der Anleihen wurden zu negativen Renditen erworben. Bei ihnen nimmt die Notenbank Verluste in Kauf.Insgesamt stehen bereits 11 % der ankaufbaren Papiere in der EZB-Bilanz, was einen gewissen Verdrängungseffekt zur Folge hat. Marktteilnehmer berichteten der Notenbank, dass sie entweder auf risikoreichere Papiere ausweichen würden oder sich gleich ganz auf das außereuropäische Ausland konzentrierten.Bei den in viel größeren Ausmaß erfolgenden Käufen von Staatstiteln hat die Präsenz der EZB bereits größere Verdrängungswirkungen mit sich gebracht. Gebietsfremde Investoren und monetäre Finanzinstitute (ohne das Eurosystem) bauen die entsprechenden Anleihebestände ab. Anleger jenseits der Eurozone haben sich nach Schätzungen der EZB bereits von rund einer halben Milliarde Euro getrennt.