Verbraucherpreise

Preisdruck dürfte länger hoch bleiben

Der zugrunde liegende Inflationsdruck in der Eurozone ist laut EZB höher als bislang angenommen. Die Inflationszahlen in Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelten sich im Juli derweil unterschiedlich.

Preisdruck dürfte länger hoch bleiben

Preisdruck dürfte länger hoch bleiben

EZB hebt Prognose für Kerninflation an – Deutsche Verbraucherpreise fallen – Anstieg hingegen in Spanien

mpi Frankfurt

Der zugrunde liegende Inflationsdruck in der Eurozone ist laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) bis einschließlich 2024 höher als bislang angenommen. Die Verbraucherpreise in den drei großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelten sich im Juli derweil unterschiedlich.

Von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragte Volkswirte gehen von einem hartnäckigeren zugrunde liegenden Preisdruck aus als bisher. Einen Tag nach dem Zinsentscheid der EZB heben sie ihre Prognose für die Kerninflation an. Diese gilt als guter Gradmesser für den langfristigen Inflationstrend, da hier die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Inflationspreise ausgeklammert sind.

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Für das laufende Jahr erwartet die Ökonomen eine Kernrate von 5,1%, wie aus den Daten des am Freitag veröffentlichten Survey of Professional Forecasters (SPF) hervorgeht. Bei der letzten Umfrage im Mai waren sie von 4,9% ausgegangen. Auch für das kommende Jahr sind die Volkswirte pessimistischer. Sie erhöhen ihre Prognose um 0,3 Prozentpunkte auf 3,1%. Der Ausblick für 2025 bleibt unverändert. Die Wachstumsprognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone fallen hingegen niedriger aus.

Deutsche Inflation sinkt

Die am Freitag veröffentlichten Inflationszahlen aus den drei großen Euro-Volkswirtschaften Deutschland, Spanien und Frankreich liefern ein gemischtes Bild ab. Im Juni hatten die deutschen Verbraucherpreise noch entgegen dem Trend in der Eurozone zugelegt und die Diskussion über eine Sonderrolle Deutschlands beim Thema Inflation befeuert. Im Juli sind die Verbraucherpreise nun wieder leicht gefallen – anders als in Spanien. Die Inflationsrate in Deutschland nach harmonisierter Berechnungsmethode (HVPI) sank auf 6,5%, nach 6,8% im Juni, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer vorläufigen Schätzung der Zahlen mitteilte. Auch die Kerninflation ging zurück, und zwar von 5,8% auf 5,5%.

„Der Rückgang der Inflation bleibt eine äußerst zähe Angelegenheit“, kommentierte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, die Entwicklung. Inflationstreiber waren erneut die Lebensmittelpreise, die im Jahresvergleich um 11% gestiegen sind. Damit setzt sich jedoch der Trend der sinkenden Inflationsraten für diese Produktgruppe fort. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, warnt jedoch, dass sich dies wieder ändern könnte. Es gebe Risikofaktoren, die den Inflationsdruck insgesamt verfestigen könnten. „Dazu zählt ein möglicher neuer Preisschub bei Lebensmitteln“, sagte die Ökonomin. „Dürren und das Ende des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine haben die Wahrscheinlichkeit dafür steigen lassen.“

Sinkender langfristiger Trend

Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Inflationsrate in Deutschland dennoch zunehmend sinken. Unter anderem dadurch, dass die durch den Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket verursachten Basiseffekte auslaufen. Diese staatlichen Hilfsmaßnahmen während der Pandemie im vergangenen Jahr haben die Inflationsraten für den Zeitraum Juni bis August 2022 nach unten gedrückt, so dass die Teuerungsrate im Jahresvergleich für diese Monate im laufenden Jahr höher ausfällt. „Zum Jahresende wird die Inflationsrate bei 3% liegen. Die Teuerungsrate wird also ihren fallenden Trend beibehalten“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Auch der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater, prognostiziert ein Absinken der deutschen Inflation bis zum Herbst auf unter 4%. „Wesentlich für die Geldpolitik der Notenbanken wird sein, ob die Beruhigung der Inflation auch im kommenden Jahr dauerhaft erhalten bleibt.“

In Frankreich schwächt sich die Inflation den dritten Monat in Folge ab. Nach vorläufigen Zahlen sank die Teuerungsrate im Juli um 5,3% auf 5,0%. Auch hier verteuerten sich Lebensmittel nicht mehr ganz so stark – legten mit 12,6% im Jahresvergleich jedoch weiter deutlich zu. Die Preise für Energie sind hingegen gefallen, und zwar um 3,8%.

In Spanien zieht die Inflation hingegen wieder an. Sie stieg im Juli von 1,6% auf 2,1%. Die dennoch weiter im Vergleich mit Deutschland und Frankreich niedrige Rate erklärt sich durch staatliche Interventionen wie Preisdeckel und vorteilhaften Basiseffekte bei Energiepreisen. Der zugrunde liegende Preisdruck ist deutlich höher. Die Kerninflation stieg von 5,9% im Juni auf 6,2% im Juli.

Wie langwierig der Kampf gegen die hohe Inflation ist, zeigt sich auch daran, dass in Deutschland die Preiserwartungen der Unternehmen wieder leicht gestiegen sind. „Erstmals seit Oktober 2022 hat der Anteil der Unternehmen, der per saldo seine Preise anheben will, nicht weiter abgenommen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Das entsprechende Ifo-Barometer legte im Juli von 16,3 auf 16,4 Punkte zu.

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