EZB wird wohl auch noch 2018 kaufen

Absage an abruptes Ende von QE spricht für Fortsetzung nach Ende 2017 - Draghi: Lange am Markt aktiv

EZB wird wohl auch noch 2018 kaufen

Die EZB kauft wie erwartet über März 2017 hinaus Anleihen – zwar nur für 60 statt 80 Mrd. Euro pro Monat, dafür aber gleich bis Dezember 2017. Der Blick richtet sich aber schon darauf, wie es danach mit QE weitergeht.ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre in Deutschland heftig kritisierten Wertpapierkäufe nach aktueller Planung wohl bis weit ins Jahr 2018 hinein fortsetzen – und damit viel länger, als es bislang viele erwartet haben und als es vor allem die Gegner für angemessen halten. Darauf deuten zumindest der gestrige Beschluss des EZB-Rats zur Zukunft des Kaufprogramms Quantitative Easing (QE) und Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi nach der Sitzung de facto hin.Der EZB-Rat beschloss mit großer Mehrheit, QE über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 zu verlängern, wenn auch ab April mit reduzierten monatlichen Käufen von 60 statt aktuell 80 Mrd. Euro. Das Gesamtvolumen von QE beliefe sich dann auf knapp 2,3 Bill. Euro. Der Rat hielt sich explizit die Option offen, das monatliche Volumen falls nötig wieder aufzustocken. Die Frage, ob es auch die Flexibilität gebe, dieses je nach Lage zu reduzieren, wies Draghi zurück. Die EZB sei von solchen Problemstellungen weit entfernt.Da aber auch für die Zeit nach Dezember 2017 Draghis Aussage aus dem Oktober, dass ein abruptes QE-Ende nicht infrage komme, Gültigkeit haben dürfte, läuft das wohl darauf hinaus, dass die EZB auch noch bis weit ins Jahr 2018 kaufen wird. Die genaue Dauer hängt davon ab, wie das Zurückfahren der Käufe auf null (Tapering) organisiert wird.”Wir sehen uns insgesamt in unserer Annahme bestätigt, dass die EZB den geldpolitischen Impuls im gesamten Jahr 2017 aufrecht erhält und nicht vor Mitte 2018 über ein Auslaufen der Käufe diskutieren wird”, sagte gestern auch Johannes Mayr, EZB-Experte der BayernLB.Nicht zuletzt die Selbstverpflichtung des EZB-Rats für eine so lange Zeit – nach der gestrigen Entscheidung läuft QE ab jetzt gesehen in jedem Fall noch ein ganzes Jahr – dürfte ein Grund dafür gewesen sein, warum unter anderem Bundesbankpräsident Jens Weidmann den Beschluss nach Informationen der Börsen-Zeitung nicht mittrug. Draghi sprach von einem “sehr breiten Konsens”. Als Kritiker einer zu aggressiven Geldpolitik gelten etwa auch EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger und der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot.Allerdings setzen auch einige Beobachter auf eine andere Entwicklung. So erwartet Anatoli Annenkov, EZB-Experte der Société Générale, ab Juni eine weitere Reduzierung der monatlichen Käufe um jeweils 10 Mrd. Euro bei jeder Sitzung. Die Hürde dafür aber scheint nun sehr hoch.Draghi war gestern in jedem Fall auch sehr entschieden bemüht, jede Diskussion über ein bevorstehendes Tapering abzubügeln. “Ein Tapering ist nicht in Sicht”, sagte er. Der EZB-Rat habe das nicht einmal diskutiert. Die Rückkehr zum ursprünglichen QE-Niveau sei lediglich eine Reaktion darauf, dass sich die Deflationssorgen verflüchtigt hätten, die im März zu der Aufstockung von 60 auf 80 Mrd. Euro geführt hätten.Draghi betonte zudem, dass es dem EZB-Rat auch um eine nachhaltigere Präsenz der Notenbank an den Märkten gehe – in Zeiten großer Unsicherheit. Das Ziel sei es, die Zinsen weiter zu drücken, ohne die Preisbildung zu zerstören. Kritiker der EZB könnten solche Aussagen als Beleg werten, dass es der EZB doch darum geht, kriselnden Euro-Staaten niedrige Anleihezinsen zu garantieren.Um eine reibungslosen Umsetzung von QE sicherzustellen, drehte der EZB-Rat auch an einigen selbst gesetzten Regeln. So werden ab Januar – soweit nötig – auch Anleihen mit Renditen unterhalb des Einlagenzinses von aktuell – 0,4 % gekauft. Bislang war dieser Satz die Untergrenze. Zudem will die EZB künftig auch Bonds mit einer Laufzeit ab einem Jahr erwerben. Bisher erwirbt sie nur Titel mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren. Entgegen der verbreiteten Erwartung setzte sie die selbst gesetzte Obergrenzen bei einzelnen Anleihen und Emittenten nicht herauf. Draghi begründete das auf Nachfrage mit rechtlichen und institutionellen Überlegungen. Auch der EZB-Kapitalschlüssel als Orientierung für die QE-Käufe bleibt unangetastet.