EZB-Zinserhöhungen wirken wie erwartet
EZB-Zinserhöhungen wirken wie erwartet
Bundesbank analysiert Transmission der Geldpolitik – Lage der Banken im Fokus
ms Frankfurt
Die beispiellosen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wirken sich auf Unternehmen und Verbraucher in Deutschland uneinheitlich aus – aber im Grunde so, wie es aufgrund früherer Straffungszyklen zu erwarten gewesen ist. Zu dem Ergebnis kommt die Bundesbank in einer Analyse in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Mit Blick auf die Banken attestiert sie bislang eine für Zinserhöhungszyklen ungewöhnliche Ausweitung der Gewinnmargen, die sich aber bald umkehren könnte.
Die Analyse ist in doppelter Hinsicht von Interesse. Zum einen gibt es Diskussionen, inwieweit sich die Transmission der Geldpolitik durch strukturelle Umbrüche in den Volkswirtschaften verändert hat – wobei es etwa darum geht, ob heute stärkere Zinserhöhungen nötig seien, um den gleichen wirtschaftlichen Effekt zu erzielen. Zum anderen steht nach den Bankturbulenzen im März in den USA und der Schweiz die Verfassung der Banken im besonderen Fokus. Seit Juli 2022 hat die EZB ihre Leitzinsen um 400 Basispunkte erhöht und damit so aggressiv wie nie seit der Euro-Einführung 1999.
„Der für den Euroraum beispiellose geldpolitische Straffungskurs seit Anfang 2022 hat sich über einen Anstieg der Marktzinssätze auch in den Zinssätzen für Bankkredite und Einlagen bei Banken in Deutschland niedergeschlagen“, schreibt die Bundesbank nun. „Dies steht im Einklang mit dem Ziel der Geldpolitik, die Kreditvergabe zu dämpfen, um über eine sinkende gesamtwirtschaftliche Nachfrage die zu hohe Inflationsrate auf das angestrebte Niveau zurückzuführen.“
Uneinheitliche Wirkung
Die Wirkung ist laut Bundesbank aber uneinheitlich: So seien die Zinssätze für Wohnungsbaukredite in Deutschland seit Mai 2022 stärker angehoben worden, als aufgrund vergangener Straffungszyklen zu erwarten gewesen wäre. Die Notenbank führt dies in erster Linie auf deutlich gestiegene Kreditrisiken zurück. Bei kleinvolumigen Unternehmenskrediten lag der tatsächliche Kreditzins dagegen laut Bundesbank im Verlauf von 2022 zeitweise unter demjenigen Zinssatz, der aufgrund historischer Muster üblich gewesen wäre. Da dürfte die vermehrte Vergabe von Betriebsmittelkrediten mit kurzer Zinsbindung eine Rolle gespielt haben, so die Bundesbank. Seit Ende 2022 entwickle sich der Zins für Unternehmenskredite aber wieder im Einklang mit den historischen Mustern.
Im Gegensatz zu den Kreditzinssätzen bewegte sich laut Bundesbank der Zinssatz für täglich fällige Einlagen nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte bisher nur geringfügig nach oben – die Zinserhöhungen kommen also bislang kaum beim Sparer an. Eine solche verlangsamte Reaktion sei zwar auch in früheren Straffungsperioden zu beobachten gewesen. „Seit September 2022 ist die Zinsweitergabe jedoch noch träger als in der Vergangenheit“, so die Bundesbank.
Unter dem Strich konnten die Banken so ihre Bestandsmarge im Kredit- und Einlagengeschäft ausweiten. Die für Zinssteigerungsphasen eher ungewöhnliche Margenausweitung könne aber ein vorübergehendes Phänomen sein, so die Bundesbank. Mehr Wettbewerb um Einlagen werde zu Druck bei den Einlagezinsen führen. Wenn der Zinsaufwand dann stärker steige als die Zinserträge, könnte die Marge rasch wieder sinken.