EZB-Zinsspekulationen kochen mächtig hoch
EZB-Zinsspekulationen
kochen mächtig hoch
Bericht über Prognosen lässt Märkte auf Anhebung wetten
ms Frankfurt
Unmittelbar vor der wichtigen EZB-Sitzung am Donnerstag sind die Spekulationen über den weiteren Zinskurs am Mittwoch noch einmal mächtig hochgekocht. Hintergrund war insbesondere ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass die neuen Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte für 2024 einen Wert oberhalb von 3% voraussagen würden – statt der 3,0% zuvor. An den Geldmärkten wurde daraufhin wieder mehrheitlich mit einer weiteren Zinserhöhung am Donnerstag gerechnet.
Der EZB-Rat steht vor einer wichtigen Entscheidung, und der Ausgang war bis zuletzt komplett offen. Die Hardliner („Falken“) im Rat liebäugeln mit einer weiteren Zinserhöhung – wegen der hohen Inflation und der Inflationsgefahren. Die „Tauben“ dagegen mahnen zur Vorsicht – wegen der schwächelnden Konjunktur. Seit Juli 2022 hat die EZB ihre Leitzinsen um 425 Basispunkte und damit so aggressiv wie nie zuvor erhöht. Die Inflation hat sich seit Oktober 2022 von 10,6% auf 5,3% halbiert, liegt aber immer noch deutlich oberhalb des EZB-Ziels von 2,0%.
Bei der Entscheidung kommt den neuen Projektionen der EZB-Volkswirte eine große Bedeutung zu. Das erklärt die Reaktion auf den Bericht von Mittwoch. An den Geldmärkten wurde nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% mit einer Zinserhöhung gerechnet. Zuvor hatte eine Mehrheit auf eine Zinspause gewettet. Anfang September lag die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung bei nur 20%. Hintergrund war insbesondere der Rückgang der Kerninflation im August von 5,5% auf 5,3%. Vergangene Woche hatte dann aber vor allem EZB-Ratsmitglied Klaas Knot die Märkte gewarnt, die Möglichkeit einer Zinserhöhung nicht zu unterschätzen (vgl. BZ vom 7. September).
Eine besondere Rolle spielt beim Zinsentscheid am Donnerstag aber vor allem auch die Inflationsprognose für das Jahr 2025 – wegen der zeitverzögerten Wirkung der Geldpolitik. Im Juni hatten die EZB-Volkswirte eine Gesamtrate von 2,2% und eine Kernrate von 2,3% vorausgesagt. Nun scheint gut denkbar, dass diese Werte ganz leicht herabrevidiert werden – zumal bei deutlich schwächeren Wachstumsprognosen.
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