Fed-Auguren lassen Chaostage auf sich wirken

Marktteilnehmer rechnen nicht mehr ganz so fest mit Zinserhöhung im Juni - Robuste Konjunkturdaten

Fed-Auguren lassen Chaostage auf sich wirken

sp New York – Die Chaostage in Washington, die mit der Entlassung von FBI-Direktor Comey durch US-Präsident Donald Trump ihren Anfang nahmen und zuletzt vor allem US-Aktien und den Dollar belasteten, haben auch bei den Beobachtern der US-Notenbank ihre Wirkung nicht verfehlt. Viel beachtete Indikatoren weisen darauf hin, dass die Marktakteure nach den jüngsten Turbulenzen rund um das Weiße Haus nicht mehr ganz so fest wie zuletzt von einer Zinserhöhung im Juni ausgehen.Die Wahrscheinlichkeit, die die Marktteilnehmer einem Zinsschritt durch die Federal Reserve nach dem nächsten Treffen des Offenmarktausschusses in etwas weniger als vier Wochen beimessen, ist in den vergangenen Tagen merklich zurückgegangen. Nimmt man etwa die Entwicklung der tatsächlichen Fed Funds Rate und andere Indikatoren als Maßstab, ist sie in den zurückliegenden sieben Tagen von 80 auf 60 % gesunken. Die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung im September wird ebenfalls geringer als vor einer Woche veranschlagt, wie Bloomberg vorrechnet.Die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed gehen bisher davon aus, dass die Notenbank im laufenden Jahr noch zwei Mal die Zinsen erhöhen wird, nachdem das FOMC bereits im März den ersten Schritt für 2017 unternahm und damit der Erhöhung im Dezember rasch eine weitere Anhebung folgen ließ. Bisher war ein Großteil der Beobachter der Notenbank davon ausgegangen, dass die Fed das Treffen im Juni nutzen werde, um den nächsten Schritt zu machen. Der dritte und letzte Schritt 2017 hätte dann im September oder Dezember stattfinden können, je nachdem wie die Impulse der Regierung wirken.Derzeit sorgt das Weiße Haus in erster Linie für Unruhe und wachsende Sorgen, dass von der neuen Administration außer Skandalen, Sonderermittlungen sowie großspurigen Versprechungen wenig zu erwarten ist und die angekündigten Vorhaben unter anderem für eine Steuerreform, Deregulierung und Investitionen in die US-Infrastruktur gar nicht erst aus den Startblöcken kommen. Philly Fed Index legt zuDie jüngsten Konjunkturdaten aus den USA sprechen dagegen für einen anhaltenden Aufschwung. So hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Mai überraschend aufgehellt. Der Indikator der regionalen Notenbank (Philly Fed Index) stieg um 16,8 Punkte auf 38,8 Zähler, wie die Zentralbank mitteilte. Analysten hatten einen Rückgang auf 18,5 Punkte erwartet. Im Februar hatte der Indikator bei 43,3 Punkten einen mehrjährigen Höchststand erreicht. Der Philly Fed Index misst die wirtschaftliche Aktivität in der Region Philadelphia. Ein Wert über null Punkten deutet auf eine Expansion der Wirtschaftsaktivität hin.Auch die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in der vergangenen Woche überraschend gefallen. Sie sei um 4 000 auf 232 000 Anträge gesunken, teilte das Arbeitsministerium mit. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 240 000 Anträge gerechnet. Im aussagekräftigeren Vierwochenschnitt fielen die Erstanträge um 2 750 auf 240 750. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gelten unter Ökonomen als guter Indikator für die kurzfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt. Allerdings können die Daten durch Entwicklungen in einzelnen Bundesstaaten verzerrt sein, was stärkere Schwankungen mit sich bringen kann.