Fed beginnt mit Bilanzabbau

Sitzung der US-Notenbank endet ohne Überraschungen - Wirtschaftliche Projektionen kaum verändert

Fed beginnt mit Bilanzabbau

Die US-Notenbank hat geliefert: Wie erwartet wird sie die auf 4,5 Bill. Dollar gewachsene Bilanzsumme graduell zurückfahren und voraussichtlich im Dezember eine weitere Zinserhöhung beschließen. Obwohl die konjunkturellen Aussichten für die USA insgesamt positiv eingeschätzt werden, bereitet die beharrlich niedrige Inflationsrate den Währungshütern einiges Kopfzerbrechen.det Washington – Die Fed wird wie bereits angedeutet im Oktober beginnen, ihr Portfolio an US-Treasuries und hypothekenbesicherten Anleihen abzubauen. Jeden Monat wird die Zentralbank 10 Mrd. Dollar an eingehenden Erlösen aus fällig werdenden Obligationen nicht mehr reinvestieren. Alle drei Monate soll das Volumen um 10 Mrd. Dollar erhöht werden, bis eine Obergrenze von 50 Mrd. Dollar erreicht ist. Das entspricht exakt dem bereits im Juni angekündigten Vorhaben.Ohne einen plötzlichen Konjunktureinbruch, den die Währungshüter ungeachtet der Folgen der Tropenstürme “Harvey” und “Irma” für so gut wie ausgeschlossen halten, ist anzunehmen, dass sie diesen Kurs auch beibehalten werde. So betonte Notenbankchefin Janet Yellen, dass “wir keine Pläne haben, an dem Normalisierungsprogramm für unsere Bilanzsumme Änderungen vorzunehmen”, betonte Yellen. Einige halten den Optimismus allerdings für verfrüht. “Man sollte auf keinen Fall davon ausgehen, dass dies in Stein gemeißelt und der Zeitplan garantiert ist”, dafür seien noch zu viele konjunkturelle Variablen im Spiel, warnt Nationalökonom Joseph Gagnon vom Peterson Institute for International Economics. Drei Schritte sind MaximumMit deutlich größerer Unsicherheit ist jedenfalls der weitere Zeitplan für die Leitzinsentwicklung behaftet. Wie auch im Juni deuten die Zinsprojektionen der Vorstandsmitglieder darauf hin, dass eine klare Mehrheit der Fed-Gouverneure anlässlich der Dezember-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) wieder an der Zinsschraube drehen will. 2018 könnte sich das Tempo aber wieder verlangsamen, wie aus den Prognosen hervorgeht. Demnach sind drei Zinserhöhungen im kommenden Jahr nicht mehr die wahrscheinlichste Variante, sondern vielmehr das Maximum an zu erwartenden monetären Straffungen. Einige Analysten glauben sogar, dass es lediglich zu einer Anhebung des Leitzinses kommen wird.Die Gründe liegen weniger in den Wachstumsprognosen, die weiterhin relativ optimistisch ausfallen. “Die Wirtschaft befindet sich auf einer starken Wachstumsspur”, betonte Yellen nach der FOMC-Sitzung. So wird für 2017 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,4 % unterstellt, wobei die Wachstumsraten sukzessive zurückgehen werden. Für 2020 erwartet die Fed nur noch eine Wachstumsrate von 1,8 %. Auch dürfte sich der stete Aufschwung am Arbeitsmarkt fortsetzen. Schließlich sagt die Notenbank für 2018 einen Rückgang der Arbeitslosenquote von 4,3 % auf 4,1 % voraus. Sie würde damit auf den tiefsten Stand seit der Jahrtausendwende fallen.Bemerkenswert ist hingegen die optimistische Bewertung der Aussichten für die Teuerungsrate. Die FOMC-Mitglieder prognostizieren im kommenden Jahr einen Anstieg des am PCE-Deflator gemessenen Preisindex von 1,6 % auf 1,9 %. Ab 2019 werde dann das Inflationsziel von 2,0 % erreicht sein. Yellen begründete die Erwartungen zunehmenden Preisdrucks zwar damit, dass die weiterhin geringe Inflation sich vorwiegend auf “temporäre Faktoren” zurückführen lasse. Gleichzeitig hat sie aber schon mehrfach auf strukturelle Probleme, unter anderem die schwache Produktivität und geringes Lohnwachstum hingewiesen.Folglich hält sich das FOMC alle Optionen offen, und die Zinsprojektionen für 2018 sind bestenfalls als unverbindliche Vorgabe zu sehen, die konjunkturbedingt noch erheblich variieren könnte. Erste Zeichen für wieder zunehmenden Inflationsdruck lieferten immerhin vor kurzem die Importpreise, die im Juli stark zugelegt hatten.