Fed-Chef Powell bekennt sich klar zum 2-Prozent-Inflationsziel
Powell bekennt sich klar zum 2-Prozent-Ziel
Fed-Chef gegen Tolerierung höherer Inflation – Notenbank wenn nötig zu weiteren Zinserhöhungen bereit
Mit großer Spannung war der Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell beim Fed-Symposium in Jackson Hole erwartet worden. Powell machte klar, dass die Fed weiter gegen die nach wie vor hohe Inflation vorgehen will. Zugleich versprach er aber ein vor- sichtiges Vorgehen – mit Blick auf die US-Wirtschaft.
ms Frankfurt
US-Notenbankchef Jerome Powell hat klargemacht, dass aus Sicht der Fed die Inflation in den USA trotz des deutlichen Rückgangs immer noch zu hoch ist und dass die Fed entschlossen ist, sie auf 2% zurückzuführen. „2% ist und bleibt unser Inflationsziel“, sagte Powell am Freitag zum Auftakt des Fed-Symposiums in Jackson Hole. „Wir sind entschlossen, einen ausreichend restriktiven geldpolitischen Kurs zu verfolgen und beizubehalten, um die Inflation im Laufe der Zeit auf dieses Niveau zu senken.“ Vor dem Hintergrund betonte er auch die Bereitschaft der Fed zu weiteren Zinserhöhungen, falls das nötig sein sollte.
Sorge um die Wirtschaft
Mit seinen Aussagen stemmt sich Powell gegen Forderungen einiger Marktteilnehmer und Ökonomen, dass die Fed in der aktuellen Situation nicht allzu stark fokussiert auf die Rückkehr zum 2-Prozent-Ziel sein sollte und besser eine etwas höhere Inflation tolerieren sollte. Hintergrund ist nicht zuletzt die Sorge, dass ein Erreichen der 2% nur mit einem starken Wachstumseinbruch und deutlich mehr Arbeitslosigkeit möglich sei. Zudem macht Powell klar, dass er nichts hält von der Debatte über eine Anhebung des verbreiteten 2-Prozent-Inflationsziels. Eine Reihe von Ökonomen plädiert dafür und führt dafür vor allem strukturelle Umbrüche in der Weltwirtschaft an.
Wie weltweit war auch die Inflation in den USA im Jahr 2022 rasant und viel stärker gestiegen als erwartet – auch als Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Inzwischen ist sie aber deutlich gesunken. Die Verbraucherpreisinflation in den USA ist beispielsweise von 9,1% im Juni 2022 auf zuletzt 3,2% zurückgegangen. Das liegt aber immer noch oberhalb von 2%, und der zugrunde liegende Preisdruck ist noch höher und hartnäckiger. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel lag zuletzt bei 4,7%.
„Obwohl die Inflation seit ihrem Höchststand zurückgegangen ist – eine willkommene Entwicklung –, ist sie immer noch zu hoch“, sagte er. „Wir sind bereit, die Zinssätze gegebenenfalls weiter anzuheben, und beabsichtigen, die Politik auf einem restriktiven Niveau zu halten, bis wir zuversichtlich sind, dass sich die Inflation nachhaltig auf unser Ziel zubewegt.“ Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins um 525 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie seit den 1980er Jahren nicht.
Im vergangenen Jahr hatte Powell mit einer nur achtminütigen Rede in Jackson Hole überrascht, in der er einen entschlossenen Kampf gegen die zu hohe Inflation versprach – auch wenn das schmerzhaft werden würde. Mit umso größerer Spannung wurde nun sein diesjähriger Auftritt erwartet. "Meine Ausführungen werden dieses Jahr etwas länger ausfallen, aber die Botschaft ist dieselbe: Es ist die Aufgabe der Fed, die Inflation auf unser 2-Prozent-Ziel zu senken, und das werden wir auch tun", sagte er. Am Ende redete er dieses Mal 17 Minuten.
Laut Powell hat sich die Wirtschaft nicht so stark abgekühlt wie erwartet. Zum Erreichen des 2-Prozent-Ziels sei aber ein Wachstum unterhalb des Trendwachstums nötig. Auch der US-Arbeitsmarkt sei nach wie vor robust. Ein starker Arbeitsmarkt erschwert der Fed grundsätzlich den Kampf gegen die Inflation, da er die Löhne antreibt. Deshalb betonte Powell auch die Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen. Der nächste Fed-Zinsentscheid steht am 20. September an.
Zugleich verwies Powell aber darauf, dass die Fed ihre Politik bereits deutlich gestrafft habe und der Leitzins aktuell deutlich in restriktivem Territorium liege, also auf einem Niveau, das die Wirtschaft aktiv bremst. Angesichts der zeitlichen Verzögerung der Geldpolitik sei mit weiteren "deutlichen" Bremseffekten zu rechnen. Nicht zuletzt deshalb sagte er auch: "Wir werden sorgfältig vorgehen, wenn wir entscheiden, ob wir die Geldpolitik weiter straffen oder stattdessen den Leitzins konstant halten und weitere Daten abwarten." Powell benutzte dabei das englische Wort "carefully", das sich auch mit "vorsichtig" übersetzen lässt.
September-Sitzung im Fokus
"Im September wird eine Pause eingelegt, aber das robuste Wachstum bedeutet, dass die Tür für eine weitere mögliche Anhebung offen bleibt", sagte James Knightley, Chief International Economist bei der ING. "Die Märkte sehen eine 50:50-Chance für eine letzte Zinserhöhung, während wir der Meinung sind, dass die Zinsen höchstwahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht haben", so Knightley. "Die Arbeitsmarktdaten und die Inflationsdaten für den Monat August dürften das Zünglein an der Waage sein, ob die Fed ihren Leitzins auf der nächsten Sitzung am 20. September erneut nach oben schraubt", sagte Elmar Völker, Senior Fixed Income Analyst bei LBBW Research.