SERIE ZUR US-WAHL: DEREGULIERUNG VON WIRTSCHAFT UND FINANZSYSTEM

Fed-Chef Powell steuert auf zweite Amtszeit zu

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 17.10.2020 Zu den häufig gestellten Fragen steht in Washington während der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes, wie es unter Donald Trump oder Joe Biden um die Zukunft von Notenbankchef Jerome...

Fed-Chef Powell steuert auf zweite Amtszeit zu

Von Peter De Thier, WashingtonZu den häufig gestellten Fragen steht in Washington während der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes, wie es unter Donald Trump oder Joe Biden um die Zukunft von Notenbankchef Jerome Powell und die US-Geldpolitik bestellt sein wird. Der oberste Währungshüter hat sowohl von Demokraten als auch Republikanern großes Lob geerntet für seine zügige und resolute Reaktion auf die konjunkturellen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Er hätte unter beiden Kandidaten gute Chancen, für eine zweite Amtsperiode bestätigt zu werden.Der Fed-Vorsitzende hat neue Maßstäbe in Sachen Transparenz gesetzt und eine klare Marschroute für die Geldpolitik der kommenden Jahre vorgegeben. Mit Anleihenkäufen und Kreditprogrammen im Wert von mehreren Bill. Dollar hat er die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in Schach gehalten.Er hat unmissverständlich artikuliert, dass die Zentralbank ihr gesamtes, praktisch unbegrenztes geldpolitisches Instrumentarium einsetzen wird, um die Konjunktur zu stützen. Powell und der Notenbankvorstand haben zudem durchblicken lassen, dass der Nullzins noch für einige Jahre Bestand haben wird. Auch haben sie das Inflationsziel der Fed flexibilisiert und signalisiert, dass sie eine moderate Überschreitung der Zielvorgabe von 2 % dulden würden.Weder Trump noch Biden wollten die Frage beantworten, ob sie Powell eine zweite Amtsperiode schenken würden. Für den Fed-Chef spricht allerdings, dass der amtierende Präsident, der ihn früher wegen dessen Weigerung, die Zinsen weiter zu senken, kritisiert hatte, mittlerweile lobt und ihn den “besten politischen Aufsteiger” in Washington nennt.Ähnliches gilt für Biden, der Kontinuität vorzieht und sich an seinem früheren Chef Barack Obama orientieren könnte. Dieser nominierte im Gefolge der Finanzkrise Ben Bernanke, den der Republikaner George W. Bush berufen hatte, ebenfalls für vier weitere Jahre an der Spitze der Notenbank. Anzunehmen ist folglich, dass Powell, dessen erste Amtsperiode im Februar 2022 auslaufen wird, unabhängig vom Wahlausgang bis 2026 an Bord bleiben wird. Die damit verbundene Stabilität an der Spitze der Fed würde einen weiterhin unterstützenden Kurs seitens der Geldpolitik sicherstellen.