Fed-Direktorium vor Komplettierung
det Washington – In der für die US-Notenbank kritischsten Phase seit dem Ende der Finanzkrise könnte der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ein komplettes Führungsgremium zur Verfügung stehen. Mit der Berufung der Wirtschaftsprofessorin Kathryn Dominguez (54) auf einen der freien Posten im siebenköpfigen Direktorium hat US-Präsident Barack Obama jedenfalls dem Bankenausschuss des Senats den Ball zugespielt. Dieser könnte nach der Sommerpause über die Bestätigung von Dominguez sowie des früheren Privatbankiers Allan Landon (66) beraten. Ihn hatte der Präsident bereits im Januar nominiert. Bullard erwähnt SeptemberSollten Obamas Kandidaten bestätigt werden, könnten sie gleich eine aktive Rolle in der laufenden zinspolitischen Debatte spielen. Dabei scheint zwischenzeitlich Einigkeit unter einer Mehrheit der Fed-Gouverneure darüber zu bestehen, dass die Währungshüter noch 2015 an der Zinsschraube drehen werden. In ihrem jüngsten Auftritt vor dem Kongress sagte Yellen, dass es “angemessen” wäre, die erste monetäre Straffung seit 2006 noch in diesem Jahr zu beschließen. Dem exakten Zeitpunkt solle aber keine übertriebene Bedeutung beigemessen werden.Konkreter wurde nun James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis. Bullard ist zwar nicht stimmberechtigt, prognostizierte aber aufgrund seiner Gespräche mit anderen Gouverneuren, dass “die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im September größer als 50 % ist”.Zwar wird nicht erwartet, dass Landon oder Dominguez im Falle ihrer Bestätigung nennenswerten Einfluss auf den Zeitpunkt oder das Tempo der Zinswende haben würden. Die Personalentscheidungen könnten aber zumindest indirekt auf die regulatorischen Kompetenzen der Zentralbank durchschlagen. Denn Richard Shelby, der Vorsitzende des Bankenausschusses im Oberhaus, hatte erklärt, er wolle nicht über die Fed-Kandidaten abstimmen, ehe nicht eine weitere Vakanz bei der Fed besetzt ist, nämlich die des Vice Chair für Aufsichts- und regulatorische Fragen.Mit der Nominierung Landons, der von 2004 bis 2010 CEO der Bank of Hawaii war, will Obama kleinere Banken entlasten, deren Wettbewerbsfähigkeit unter den strengen regulatorischen Auflagen des Dodd-Frank-Gesetzes gelitten hat. Deren Interessen wahrzunehmen soll Landons Aufgabe sein. Auch soll er helfen, die Gemeinschaftsbanken (Community Banks) von als exzessiv angesehenen Regularien zu befreien.Dominguez, eine Expertin in internationalen Finanzbeziehungen, soll sich vorwiegend auf Rückkopplungseffekte etwa der griechischen Schuldenkrise sowie generell auf Interdependenzen zwischen geldpolitischen Entscheidungen der führenden Notenbanken konzentrieren. Sie vertritt unter anderem die Ansicht, dass die über Jahre ungelöste Griechenlandkrise maßgeblich für die langsame Erholung der US-Wirtschaft von der Finanzkrise verantwortlich war. Die Professorin der University of Michigan arbeitet auch im National Bureau of Economic Research (NBER). Internationale Erfahrung sammelte sie beim Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).Ob die beiden Kandidaten gewählt werden, liegt nun in der Hand des einflussreichen Bankenausschusses des Senats. Die Demokraten haben dessen Vorsitzenden Shelby aufgefordert, im September die Anhörungen abzuhalten und beide Kandidaten rasch zu bestätigen. Die Republikaner, die dem seit der Krise deutlich gewachsenen regulatorischen Instrumentarium der Fed kritisch gegenüberstehen, fordern aber eine Gegenleistung: die Ernennung eines Vizevorsitzenden, der die Aufsichtskompetenzen der Notenbank unter die Lupe nehmen soll. “Damit hat sich der Präsident ordentlich Zeit zu lassen”, sagte Shelby. Dabei spreche alles dafür, “dass die drei Positionen gleichzeitig besetzt werden”.