Fed lässt sich alle Optionen offen
Fed lässt sich alle Optionen offen
US-Notenbank verlängert Zinspause – Private Arbeitsmarktdaten deuten Entspannung an
Die Fed verlängert wie allgemein erwartet ihre Zinspause ein weiteres Mal. Offen bleibt, ob der Zinsgipfel damit bereits erreicht ist oder eine weitere Zinserhöhung im Dezember ansteht. Entscheidend dabei wird sein, wie sehr Konjunktur und Arbeitsmarkt dem restriktiven Zinsniveau weiter trotzen.
mpi/det Frankfurt/Washington
Die US-Notenbank verlängert ihre Zinspause und belässt den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,5%. Der Entschluss sei einstimmig gefallen, wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed am Mittwochabend deutscher Zeit in Washington mitteilte. Der FOMC verweist in seiner Stellungnahme zum Zinsentscheid jedoch darauf, dass die Lage am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft den Inflationsdruck hoch hält.
„Die Fed lässt ihre Zinspfeile im Köcher, ist aber jederzeit bereit, noch einen abzuschießen“, schätzt Bastian Hepperle, Ökonom bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, die Lage ein. „Bisher ist das Inflationsrisiko nicht gebannt.“
Verschärfte Finanzierungsbedingungen
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst signalisiert, dass es sich die Fed nach ihrer aggressiven Erhöhungsserie leisten könne, nun geduldiger zu sein. Dies liege daran, dass sich die Finanzierungsbedingungen als Reaktion auf die bisherigen Leitzinserhöhungen weiter verschärften. Auch am Mittwoch verwies er auf die verzögerte Wirkung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft.
Eine erneute Zinserhöhung im Dezember hatten dennoch einige Mitglieder des Offenmarktausschusses in den vergangenen Wochen öffentlich ins Spiel gebracht. Ob es dazu kommt, wird an der Entwicklung der US-Konjunktur bis dahin liegen. „Für eine weitere Zinsanhebung müsste das gesamtwirtschaftliche Wachstum im Schlussquartal sich erneut als stark erweisen“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Dies zeichnet sich bislang nicht ab.“
Langsameres Stellenwachstum
Unterdessen hat sich das Stellenwachstum im US-Privatsektor im Oktober mit moderatem Tempo fortgesetzt. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) am Mittwoch berichtete, entstanden in der Privatwirtschaft 113.000 neue Jobs. Erwartet hatten befragte Bankvolkswirte eine Zunahme um 130.000 bis 145.000. Die unrevidierte Zahl für September hatte bei 89.000 gelegen. Getrieben wurde das Wachstum von dem Gesundheitswesen und dem Bildungssektor, wo es zu 45.000 Neueinstellungen kam, gefolgt vom Handel, der Transportwirtschaft und den Versorgungsunternehmen, die zusammen 35.000 Mitarbeiter einstellten.
Finanzdienstleister steuerten 21.000 neue Jobs bei. Im Gast- und Freizeitgewerbe hingegen, die nach der Corona-Pandemie die treibende Kraft hinter dem robusten Stellenwachstum gewesen waren, kam es nur zu 17.000 Neueinstellungen. Bei Fachdienstleistern wurde sogar ein leichtes Minus gemessen. Wenig Bewegung war auch in der Industrie zu beobachten. So wurden im verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft und im Bergbau zusammen netto nur 6.000 Arbeitsplätze geschaffen.
Löhne steigen nicht mehr so stark
Trotz des gedämpften Wachstums meinte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson, dass „die Oktober Zahlen ein ausgewogenes Bild des Arbeitsmarkts zeichnen, in dem keine Branche das Stellenwachstum beherrschte“. Zwar habe der Jobsmarkt ein wenig an Dynamik eingebüßt, sei aber „trotzdem stark genug, um den Privatkonsum zu stützen“, so Richardson.
Als positiv hob die Ökonomin auch hervor, dass die Löhne und Gehälter von Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsplatz behielten, im Vorjahresvergleich um 5,7% zulegten. Dast ist der geringste Anstieg seit genau zwei Jahren. Bei Personen, die den Job wechselten, ermittelte ADP ein Plus von 8,4%, der niedrigste Wert seit Juli 2021. „Die Lohnsteigerungen, die nach der Corona-Pandemie zu beobachten waren, gehören nun der Vergangenheit an“, sagte Richardson.
Am Freitag wird das Arbeitsministerium den amtlichen Bericht für Oktober veröffentlichen, der neben der Privatwirtschaft auch den öffentlichen Sektor erfasst. Erwartet werden etwa 180.000 Neuinstellungen, also deutlich weniger als die im September gemessenen 336.000, und höchstens eine marginale Abweichung von der Arbeitslosenquote, die zuletzt bei 3,8% gelegen hatte.