US-Wirtschaft

Fed mit gemischten Konjunktursignalen konfrontiert

Der Auftragseingang langlebiger Güter gibt nach. Gleichzeitig sinken die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Angesichts erster Hinweise für eine Rezession rechnen Ökonomen mit einer Zinspause der Fed im September.

Fed mit gemischten Konjunktursignalen konfrontiert

Fed mit gemischten Konjunktursignalen konfrontiert

Auftragseingang für langlebige Güter sinkt unerwartet stark – Erste konjunkturelle Bremsspuren – Arbeitsmarkt brummt

ast Frankfurt

Die US-Industrie ist im Juli ins Stolpern geraten. Wie das US-Handelsministerium am Donnerstag mitteilte, fuhren die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ein unerwartet deutliches Auftragsminus ein. Die Bestellungen für langlebige Güter – Flugzeuge und Maschinen – verringerten sich im Vergleich zum Vormonat um 5,2%. Es war der erste Rückgang nach vier Anstiegen in Folge.

Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen mit 230.000 niedriger aus als erwartet und auf den niedrigsten Stand seit vier Wochen. Aus den jüngsten Daten lässt sich nur schwer eine Tendenz ablesen, wie die US-Notenbank geldpolitisch weiter vorgehen könnte. Ökonomen rechnen mit einer Zinspause im September.

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Von Reuters befragte Ökonomen hatten bei den langlebigen Gütern zwar einen Rückgang erwartet, jedoch nur ein Minus von 4%. Zudem revidierte das Handelsministerium die außerordentlich starken Zahlen von Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 4,4% nach unten. Vor allem schwächere Flugzeugbestellungen hätten die Auftragsentwicklung belastet, erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Da aber abseitig des volatilen Transportsektors ein überraschend hohes Plus verzeichnet wurde und auch die Bestellungen von Kapitalgütern gestiegen sind, dürften die konjunkturellen Sorgenfalten in den USA nicht größer werden." Ohne den Transport ergab sich im Juli ein Auftragsplus von 0,5% (nach revidiert 0,2% im Juni). Die Aufträge für Kapitalgüter abseits des Militär- und Luftfahrtbereichs stiegen um 0,1%. Die Zahl gilt als Indikator für die Investitionsneigung der Unternehmen.

Angespannter Jobmarkt

Etwas vorsichtiger zeigt sich Bantleon-Analyst Andreas Busch: Ungeachtet der aktuellen Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft deuteten mit Blick auf das Winterhalbjahr die Stimmungsindikatoren darauf hin, dass sich von dem derzeit hohen Niveau bei Auftragseingängen und Auslieferungen "ein Abwärtstrend entwickeln sollte". Darauf wiesen bereits am Dienstag die Einkaufsmanagerindizes hin. Die Unternehmensstimmung hat sich demzufolge im August unerwartet deutlich verschlechtert. Dass die US-Wirtschaft, die sich in den vergangenen Monaten erstaunlich erholungsfreudig gezeigt hatte, etwas abkühlt, führt Busch auf die Reaktion der Fed zurück: "Der Post-Corona-Aufwärtstrend hat sich inzwischen immer mehr abgeflacht, wofür letztlich die straffere Geldpolitik der Notenbank verantwortlich sein dürfte."

Robust zeigt sich der US-Arbeitsmarkt, den die US-Notenbank neben der Inflationsrate vor Zinsentscheiden sehr genau beobachtet. Lediglich in Hawaii, das Anfang August von schweren Waldbränden betroffen war, stieg die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe. Die Analysten von Oxford Economics erwarten zudem steigende Arbeitslosenzahlen, wenn die Wirtschaft in eine Rezession rutscht, worauf inzwischen mehrere Konjunkturindikatoren hindeuten. Gleichwohl dürfte die Rezession demnach milde ausfallen.

Ökonomen erwarten, dass die Fed im September die Leitzinsen nicht weiter anheben wird. Ende Juli hatte die Notenbank noch 25 Basispunkte auf 5,25 bis 5,5% nachgelegt – den höchsten Stand seit 22 Jahren. Nancy Vanden Houten, US-Ökonomin bei Oxford Economics, erwartet, "dass die Fed geduldig sein wird, bevor sie erneut den Abzug betätigt". Die Zinsen dürften stabil bleiben, bis Ende des ersten Quartals 2024 Zinssenkungen erfolgen – nach einer leichten Winterrezession. Anders interpretiert Umlauf von der Helaba die Daten. Ihm zufolge sorgen die Arbeitsmarktdaten dafür, "dass die Zinserwartungen bezüglich der US-Notenbank nicht vollends verschwinden".

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