Fed signalisiert weitere Zurückhaltung
Fed signalisiert weitere Zurückhaltung
Neben Inflation auch Risiko einer konjunkturellen Abschwächung gesehen
det Washington
Die US-Notenbank sieht derzeit keinen zwingenden Anlass, weitere Zinserhöhungen zu beschließen, behält sich aber vor, die Zügel straffer zu ziehen, falls künftige Daten wieder auf zunehmenden Inflationsdruck hindeuten. Wie aus dem Abschlussprotokoll der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed hervorgeht, sind die Währungshüter auch der Überzeugung, dass eine Lockerung der geldpolitischen Zügel für absehbare Zeit vom Tisch ist und die restriktive Haltung beibehalten werden muss. Analysten gehen davon aus, dass die Notenbank bei der FOMC-Sitzung im Dezember den Tagesgeldsatz unverändert belassen wird und der Zinszyklus womöglich schon abgeschlossen sein könnte.
Das FOMC-Protokoll schlug insgesamt einen eher taubenhaften Ton an, der neben der Gefahr andauernd hoher Inflation auch das Risiko signalisiert, dass eine weitere Kursverschärfung das Wirtschaftswachstum abwürgen könnte. Mit Blick auf das duale Mandat der Fed, die neben Geldwertstabilität auch Vollbeschäftigung anstrebt, "sind die Risiken mittlerweile beidseitiger geworden", hieß es in der Zusammenfassung der Sitzung vor drei Wochen. Folglich konzentriert sich die Diskussion unter vielen Ökonomen nun weniger auf die Frage, ob das FOMC weiter an der Zinsschraube drehen wird, sondern vielmehr darauf, wann die erste Leitzinssenkung anstehen könnte.
Wie aus den alle drei Monaten veröffentlichten Prognosen hervorgeht, rechneten die Notenbankgouverneure im September mit einer weiteren Erhöhung in diesem Jahr und 2024 dann mit Zinssenkungen um insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Die revidierten Schätzungen werden im Dezember veröffentlicht.
Unterdessen erwarten US-Konsumenten einen weiteren Anstieg der Inflation. Dem Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan zufolge kletterten die Inflationserwartungen im November für das kommende Jahr von 4,2 auf 4,5%. Die längerfristigen Erwartungen für die Teuerungsrate stiegen um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2%. Das ist der höchste Wert seit 2011.
Insgesamt trübte sich die Stimmung unter den Konsumenten weiter ein. Der einschlägige Index rutschte um 3,9% auf 61,3 Punkte, der vierte Rückgang in Folge. Günstiger als zuvor schätzen Haushalte ihre privaten Finanzen ein, stehen der Entwicklung des geschäftlichen Umfelds aber pessimistisch gegenüber.