US-Geldpolitik

Fed signalisiert Zinspause

Nach der aggressivsten Serie von Straffungen seit vier Jahrzehnten plant die US-Notenbank nun offenbar, eine Zinspause einzulegen. Die Fed hat nämlich neben der weiter hohen Inflation auch die wachsende Rezessionsgefahr im Blick.

Fed signalisiert Zinspause

Powell zieht Schlussstrich unter Zinszyklus

US-Geldpolitik

Powell zieht Schlussstrich unter Zinszyklus

det Washington

Nach zehn Leitzinserhöhungen in Folge scheint mit der jüngsten 25-Punkte-Straffung der laufende US-Zinszyklus am Ende zu sein. Zwar ließ der Fed-Vorsitzende Jerome Powell in der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss vom Mittwoch alle Möglichkeiten offen. Sowohl die neue Sprachregelung in der Abschlusserklärung des Offenmarktausschusses (FOMC) als auch die Tatsache, dass Powell die Möglichkeit einer Zinssenkung überhaupt ansprach, – auch wenn diese vorläufig unwahrscheinlich ist – sprechen aber dafür, dass im Juni eine Zinspause zu erwarten ist. 

Federal Reserve

Powell zieht Schlussstrich unter US-Zinszyklus

Fed wägt Rezessionsgefahr gegen weiter hohe Inflation ab

det Washington

Mit der aggressivsten Straffungsserie seit den achtziger Jahren, als der damalige Fed-Chef Paul Volcker zweistellige Teuerungsraten zu bekämpfen hatte, hat das FOMC in den vergangenen 14 Monate die Federal Funds Rate um insgesamt 5 Prozentpunkte hochgeschraubt. Die Zielzone für den Tagesgeldsatz liegt nun bei 5,0 bis 5,25%. Das ist der höchste Stand seit 2007. Zwar räumte Powell ein, dass der Preisdruck seit Jahresbeginn nachgelassen hat. Er wies aber darauf hin, dass es „noch ein weiter Weg sein wird, bis wir die Inflationsrate wieder auf 2% drücken“.

Zinssenkung „nicht angemessen“

Angesichts der nach wie vor hohen Preise an Zinssenkungen zu denken, wäre daher „nicht angemessen“, betonte der Fed-Vorsitzende. Seine Sorgen sind nachvollziehbar. Zwar legte der Verbraucherpreisindex (CPI), der noch im vergangenen Juni um mehr als 9% gestiegen war, zuletzt um nur 5% zu. Getrieben von der Verteuerung bei Dienstleistungen verharrt der CPI aber ebenso wie der PCE-Deflator, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, weiter auf hohem Niveau. Die Kernrate des PCE-Preisindex wies im März ein Plus von 4,6% auf und hat seit Monaten kaum Bewegung gezeigt.

Dass aber zumindest mit einer Pause zu rechnen ist, ging aus Nuancen der FOMC-Erklärung hervor. So hatte es nach der Sitzung im Januar noch geheißen, die Fed erwarte, „dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein werden“. Im März lautete die Formulierung dann, dass „eine weitere Straffung der Geldpolitik und Erhöhungen des Zielkorridors angemessen sein könnten“. Nun wurde sie weiter abgeschwächt. Mögliche Leitzinserhöhungen wurden nicht mehr direkt erwähnt.  Es hieß lediglich, dass dass die Fed eine Reihe von Kriterien berücksichtigen werde, wenn es darum gehe zu entscheiden, ob zusätzliche Straffungen erforderlich sein könnten. 

Damit lässt sich Powell einerseits alle Optionen offen. Deutlicher als nach früheren FOMC-Sitzungen wies er aber diesmal auf das duale Mandat der Fed hin, das neben der Geldwertstabilität auch die Lage am Arbeitsmarkt berücksichtigt. Zwar entspricht die Arbeitslosenquote mit derzeit 3,5% dem von der Fed angestrebten Ziel der Vollbeschäftigung. Gleichwohl ist die Zahl der offenen Stellen im Februar und März deutlich zurückgegangen und könnte eine allmähliche Verlangsamung am Jobmarkt signalisieren. 

Hinzu kommt, dass Fed-Ökonomen wegen der Krise einiger Regionalbanken seit März damit rechnen, dass die US-Wirtschaft noch in diesem Jahr in eine Rezession abgleiten wird. Zwar sagte Powell nun, dass eine weiche Landung wahrscheinlicher sei. Gepaart mit nachlassendem Lohndruck lassen die sich abzeichnende Abschwächung am Jobmarkt und die lauernde Rezessionsgefahr so gut wie sicher erscheinen, dass die Fed im Juni eine Pause einlegen wird. Ähnliches signalisiert das Fed Watch Tool der CME Group: Es zeigt mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 90%, dass der Zielkorridor nach der nächsten FOMC-Sitzung unverändert sein wird.

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