Fed spricht Schwellenländern Mut zu

US-Notenbankchef will Sorgen wegen Zinserhöhungen zerstreuen - Signale für elastischeres Inflationsziel

Fed spricht Schwellenländern Mut zu

US-Notenbankchef Jerome Powell hat bei einem Auftritt in Zürich versucht, die Sorgen um die Folgen einer normalisierten Geldpolitik für die Schwellenländer zu zerstreuen. Der Fed-Chair versprach klare und transparente Kommunikation, um die jüngst geweckten Erinnerungen an das “Taper Tantrum” zu vertreiben.Reuters/sp Zürich/New York – US-Notenbankchef Jerome Powell ist bei einem Auftritt in Zürich Befürchtungen entgegengetreten, dass die von der Federal Reserve Bank angepeilten Zinserhöhungen ein Börsenbeben wie die Drosselung von US-Anleihekäufen vor fünf Jahren auslösen könnten. Die Fed werde ihre Strategie “so klar und transparent wie nur möglich” kommunizieren, um die Erwartungen zu steuern und Turbulenzen zu vermeiden, versicherte Powell auf einer Veranstaltung der Schweizerischen Nationalbank.Powell sprach die von seinem Vor-Vorgänger Ben Bernanke im Jahre 2013 ausgelösten Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten nicht explizit an. Doch der jüngste Verfall des argentinischen Peso und der türkischen Lira parallel zu steigenden Renditen auf US-Staatsanleihen hat Erinnerungen an die damaligen Turbulenzen geweckt, als die Yields für Treasuries in die Höhe schossen und die Währungen vieler Schwellenländer unter die Räder kamen, was später auf den Begriff “Taper Tantrum” gebracht wurde.Powell geht davon aus, dass die bereits von seiner Vorgängerin Janet Yellen eingeschlagene Politik behutsamer Zinserhöhungen in diesem Jahr keine Gefahr für Schwellenländer darstellt. “Ich wische die voraussichtlichen Risiken nicht weg, die von der globalen Normalisierung der Geldpolitik ausgehen”, sagte er in Zürich. Die Schwellenländer könnten diese Risiken aber bewältigen, erklärte der Notenbankchef. “Die Märkte dürften von unseren Schritten nicht überrascht sein, wenn sich die Wirtschaft im Einklang mit den Erwartungen entwickelt”, sagte Powell weiter. Die Markterwartungen an die Geldpolitik der Fed entsprächen in etwa den Erwartungen der Währungshüter. Drei bis vier Zinsschritte 2018Die Fed hat die Zinsen nach drei Zinserhöhungen im vergangenen Jahr erst im März auf 1,5 bis 1,75 % angehoben und für 2018 zwei weitere Schritte nach oben signalisiert. Damit würde Powell den unter Yellen eingeschlagenen Kurs halten, die er im Februar an der Spitze der Notenbank abgelöst hat. Nachdem die Teuerungsrate zuletzt wieder an die Zielmarke von 2 % herangerückt ist und die US-Arbeitslosenquote zum ersten Mal seit 17 Jahren wieder unter der Marke von 4 % liegt, mehren sich allerdings die Stimmen, die vier Zinserhöhungen im laufenden Jahr für möglich halten. Damit würden Anlagen in den USA noch einmal attraktiver. Dabei ziehen die steigenden Zinsen in den USA Kapital aus den Schwellenländern schon jetzt in einem größeren Ausmaß als in der Frühphase des “Taper Tantrum” an. Investoren haben binnen zwei Wochen rund 5,5 Mrd. Dollar aus den Anleihemärkten dieser Länder abgezogen, wie der internationale Bankenverband IIF vorrechnet. Argentinien stemmt sich gegen den Verfall seiner Währung, indem die Notenbank den Leitzins auf mittlerweile 40,0 % gehievt hat. Und auch in der Türkei reagierte die Zentralbank mit höheren Zinsen auf die Schwäche der Währung.Gleich mehrere US-Währungshüter haben erneut signalisiert, dass die Fed ein temporäres Überschießen der Inflation tolerieren werde, ohne das von ihr eingeschlagene Tempo bei der Normalisierung der Geldpolitik zu erhöhen. In diesem Sinne äußerten sich zuletzt der Präsident der Fed Atlanta, Raphael Bostic, der einflussreiche Chef der New Yorker Notenbank, William Dudley, sowie sein Nachfolger, John Williams, der Mitte Juni von der Spitze der Fed San Francisco nach New York wechselt.—– Personen Seite 16