ZENTRALBANKEN RINGEN UM KURS

Fed tappt im Dunkeln

Große Unsicherheit über wirtschaftlichen Ausblick - Für 2019 nur zwei statt drei Zinserhöhungen avisiert

Fed tappt im Dunkeln

Nach der vierten Zinserhöhung im laufenden Jahr deutet die US-Notenbank an, 2019 insgesamt nur zweimal an der Zinsschraube drehen zu wollen. Sowohl der geldpolitische Kurs als auch die Konjunkturprognosen der Fed sind aber mit erheblicher Unsicherheit verbunden. det Washington – Mit gemischten Signalen über die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung und den künftigen Kurs der US-Zinspolitik dürfte Notenbankchef Jerome Powell dafür gesorgt haben, dass die Märkte auch weiterhin einer gewissen Volatilität ausgesetzt sein werden. Nach Bekanntgabe der vierten Leitzinserhöhung im laufenden Jahr betonte der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed in seiner Erklärung einerseits den starken Arbeitsmarkt und “das hohe Tempo”, mit dem die Wirtschaftstätigkeit zunimmt. Gleichzeitig revidierten die Währungshüter aber ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr von 2,5 % auf 2,3 % nach unten, und sie wollen weniger häufig als bisher geplant die Zinsen anheben. Powell räumte ein, dass die Wirtschaft schwächer wird und weitere Zinsbeschlüsse “mit einem recht hohen Maß an Unsicherheit verbunden sind”. 2020 und 2021 werde die Wirtschaftsleistung laut Fed dann um 2,0 % und 1,8 % zunehmen. Das entspricht den Raten, die auch im September prognostiziert worden waren. Das FOMC wies außerdem darauf hin, dass man 2019 damit rechne, nur zweimal an der Zinsschraube zu drehen. Bisher war die Fed davon ausgegangen, dreimal den Leitzins anzuheben.Die Abschlusserklärung betonte den starken Arbeitsmarkt, die niedrige Arbeitslosenquote und die hohe Zahl von Neueinstellungen. Folglich sagt die Zentralbank für 2019 einen Rückgang der Arbeitslosenquote von 3,7 % auf 3,5 % voraus. Zuversichtlich stimmen die Währungshüter einerseits ausgabefreudige Verbraucher, deren Privatkonsum fast 70 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Gleichwohl erkennen Powell und Co., dass sich Unternehmen mit Investitionen etwas zurückhalten – sicherlich auch als Folge des ungewissen Kurses in der US-Handelspolitik und deren Folgen. Inflation im ZielbereichWichtig ist aus Sicht des FOMC, dass sich die Inflationsrate sowohl an der Gesamt- als auch der Kernrate gemessen in unmittelbarer Nähe der Zielgröße von 2 % bewegt. Demnach wird die am PCE-Index gemessene Gesamtrate 2019 wie auch 2018 1,9 % betragen und dann in den beiden darauffolgenden Jahren auf 2,1 % steigen. Höhere Löhne sind laut Powell eine auffallend positive Entwicklung, die keineswegs inflationäre Wirkung entfalten müsse.Obwohl die wichtigsten Indikatoren auf eine andauernde Expansion hindeuten, bekräftigte der Fed-Vorsitzende, dass der zinspolitische Kurs keineswegs vorgezeichnet sei. Obwohl er die konjunkturelle Entwicklung im Auge behalten will, werfen mehrere Analysten dem obersten Währungshüter vor, globalen Trends nicht ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Sowohl die eskalierenden Handelskonflikte als auch ein schwächeres Wachstum in Europa und bei anderen Handelspartnern sollten bei den Kalkulationen der Währungshüter eine größere Rolle spielen, meinen einige Ökonomen.Nachdenklich sollte der Zinsbeschluss US-Präsident Donald Trump stimmen. Dass das FOMC einstimmig die Erhöhung des Leitzinses auf einen Zielkorridor von 2,25 % bis 2,5 % beschloss, zeigt, dass Trumps Kritik an den Zinserhöhungen folgenlos blieb. Was die weitere Marschroute der Fed angeht, gehen die Meinungen aber auseinander. Einige Mitglieder des Lenkungsgremiums sind der Auffassung, dass angesichts der globalen Konjunkturrisiken selbst zwei Zinserhöhungen im kommenden Jahr zu ehrgeizig seien. Hardliner meinen hingegen, dass man eher zu drei Straffungen neigen sollte, um einer Überhitzung der US-Wirtschaft vorzubeugen.